Tel Aviv

Vom Jom Kippur-Schlaf des vibrierenden Tel Avivs

 

Tel AvivTel Aviv! Nun sind wir also tatsächlich da. Eineinhalb Wochen haben wir schwer überlegt, ob diese Reise nach Israel und Jordanien angesichts der Lage in Syrien eine gute Idee ist, schien doch der amerikanische Militärschlag sehr nah. Aber nun ist er ja zumindest im Moment vom Tisch und wir sind also am Donnerstag los. Wer hätte gedacht, dass Russland unseren Urlaub retten würde? Packen war stressig, weil ich erst am Abend vorher von einer Tagung wiedergekommen bin und der Flug war lang, weil wir umsteigen mussten. München – Istanbul – Tel Aviv. Pegasus Airline ist eine türkische Billiglinie und dementsprechend war es nicht wahnsinnig bequem und es gab kein Essen. Aber gut.

 

Um 10 Uhr abends waren wir dann da und sind erstaunlich problemlos durch die Uhrenturm von JaffaGrenzkontrolle gekommen. Was hab ich nicht alles gelesen und gehört von wahnsinnigen Kontrollen und fiesen Fragen, aber bei uns war nichts dergleichen. Also nett war sie nicht, die Grenzbeamtin, aber jetzt auch nicht schlimm. Per Taxi sind wir dann ins Hostel gefahren (Old Jaffa Hostel). Das Hostel liegt sehr hübsch im Süden von Tel Aviv in Jaffa (was früher eine eigene Stadt war und heute zu Tel Aviv gehört) und hat ein schönes Zimmer, eine unglaublich tolle Dachterasse und recht gammlige Gemeinschaftsbäder. Als wir ankamen, war rundherum noch riesen Trubel, laute Musik und tausend Leute auf der Straße und in den Bars rundherum. In dem Lärm hätten wir eh nicht schlafen können, sind also erstmal noch die Gegend erkunden gegangen. Und als wir dann um 12 Uhr nachts bei 28 Grad am Meer standen und auf die erleuchtete Skyline von Tel Aviv geschaut haben, waren wir schon sehr froh, geflogen zu sein. Tel Aviv ist eine tolle Stadt, wahnsinnig lebendig und trotzdem nicht stressig und überall Strand.

 

Tel Aviv im SonnenuntergangAm nächsten Morgen haben wir dann auf der Dachterasse gefrühstückt und uns dann auf die Socken gemacht, um uns für Jom Kippur vorzubereiten. Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag und begann an eben diesem Freitag Nachmittag. Im Hostel wurde extra mit einem Zettel darauf hingewiesen, dass man sich dringend noch mit Essen und Lebensmittel bis Samstag Abend eindecken solle („How to survive Jom Kippur“). Haben wir also gemacht und sind dann schnell noch die wichtigsten Sachen anschauen gegangen. Wir waren auf dem Flohmarkt in Jaffa und Granatapfelkerne am Strandsind dann am Meer entlang zu Tel Avivs großem Markt gegangen, dem Carmel Markt. Da war unheimlich viel los und alle Händler wollten noch ihre Lebensmittel loswerden. Wir sind also in einen kleinen Obstkaufrausch verfallen und haben Trauben und Maracujas und ausgelöste Granatapfelkerne gekauft. Ziemlich toll! Anschließend sind wir durchs Zentrum gelaufen und irgendwann wieder zurück zum Meer. Da haben wir uns Fahrräder ausgeliehen, weil Tel Aviv ein ziemlich tolles Fahrrad-to-go-System hat und sind mit den Rädern zurückgefahren. Den Rest des Tages war dann Strand angesagt, weil es wirklich wahnsinnig heiß ist und keine einzige Wolke am Himmel steht und der Stadtstrand so super ist. Frisbee gespielt haben wir auch und scheinen damit im Trend zu liegen, denn die Israelis machen das auch alle. Abendessen gekocht wurde dann auf der Dachterasse. Der Geschmack der Pasta-Sauce war dann allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, denn dank fehlender Hebräisch-Kenntnisse war der Gorgonzola kein Gorgonzola und die Milch war Joghurt. Aber der Blick vom Dach war toll und es gab sogar ein kleines Feuerwerk.

 

Mit Sonnenuntergang hat man dann auch langsam gemerkt, dass eben Jom Kippur ist. Es fahren keine Taxis und öffentlichen Verkehrsmittel mehr und alle Läden und Restaurants und Kneipen sind geschlossen. Wirklich ausnahmslos alle. In den Straßen, in denen am Donnerstag Abend die Hölle los war, ist nun kein Mensch mehr unterwegs. Nur ein paar Touristen und Muslime. So wäre es wohl auch bei uns, wenn man Weihnachten durch die Straßen laufen würde. Wobei da dann immerhin Taxis unterwegs sind und ein paar Restaurants haben auch auf. Die Stadt ist jedenfalls im absoluten Tiefschlaf. Wie skuril wäre es gewesen, an diesem Abend anzukommen. Wäre allerdings sowieso nicht gegangen, denn der Flughafen ist auch zu.

 

Autoleeres Tel AvivAm Samstag hätten wir dann gerne die leeren Straßen genutzt, um Tel Aviv mit dem Fahrrad zu erkunden, aber denkste. Die Mietfahrradautomaten feiern auch Jom Kippur und man kann deshalb von Freitag 15 Uhr bis Samstag Abend um 8 keine Fahrräder ausleihen. Haben wir natürlich nicht vorher gewusst. Aber so sind wir nach dem ShakshukaAusschlafen immer am Meer entlang nach Norden gelaufen. Mit schwerem Gepäck, denn wir mussten ja alles mitnehmen, was wir den Tag über gebraucht haben. Nichtmal Wasser konnte man irgendwo kaufen. Am nördlichsten Strand Tel Avivs lagen wir dann nachmittags ein paar Stunden am Meer, weil es einfach zu heiß war, um weiter zu laufen. Als es temperaturmäßig wieder ging, sind wir durch den verlassenen alten Hafen zum Park Ha Yarkon gegangen und haben da am Fluß den Abend genossen. Durch noch völlig autoleere Straßen haben wir uns dann wieder Richtung Zentrum bewegt. Sehr lustig war das, keine Autos unterwegs, nur ganz viele Menschen, die auf den leeren Straßen Fahrrad und Inline Skates gefahren sind und Kinder, die mit Straßenkreiden gemalt haben. Um 7 Uhr sind dann die ersten Autos wieder aufgetaucht und eine Stunde später waren die Straßen Jaffa bei Nachtwieder zurückerobert. Auch die Läden haben langsam wieder aufgemacht, was sehr gut, weil wir langsam kurz vor dem Verhungern waren. Wir haben ein sehr sehr nettes Restaurant gefunden (Sonia Gatzel Shapira). Ein bisschen mussten wir noch warten, aber um kurz vor 9 saßen wir glücklich vor unseren Shakshuka.

 

Danach sind wir noch durch ein sehr nettes Viertel mit niedrigen, weißen Häusern und am Meer entlang nach Hause gegangen, immer mit dem Blick auf das wirklich sehr huebsche Jaffa. Und sind nun ziemlich fertig vom kilometerweiten Laufen. Morgen früh machen wir uns dann auf den Weg nah Jordanien. EIn Busticket haben wir dank netter Hilfe im Hostel schon (die Buchungsseite der Busgesellschaft gab es naemlich nur auf Hebraeisch), auch wenn wir kein Wort von dem verstehen, was drauf steht. Wir hoffen also, dass wir ankommen werden und uns das nächste Mal aus Aqaba melden.

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