Fazit

Vom Reisen in Südafrika mit (unserem) Baby und (unserem) Kind

Seit unseren letzten Urlaubstagen in Stellenbosch und unserer Rückkehr haben sich die Ereignisse in Deutschland und in der ganzen Welt überschlagen. Schrieb ich selbst im letzten Eintrag noch von „Corona-Panik“, bin ich inzwischen natürlich – wie nahezu alle anderen Menschen bis auf ein paar Verschwörungstheoretiker und den bekloppten Trump – eines Besseren belehrt geworden, was exponentielle Verbreitung eines Virus tatsächlich bedeutet. Wir haben nach einem Kontakt zu einer später positiv auf Corona getesteten Person eineinhalb Wochen häusliche Quarantäne hinter uns, die mit unserem sehr aktiven nun Fünfjährigen nicht gerade einfach waren. Und auch danach ist das Leben eher anstrengend geworden. Aber darum soll es ja hier nicht gehen, sondern um einen Rückblick auf unsere Reise – irgendwann wird man schon wieder unterwegs sein dürfen und dann hilft der Bericht ja vielleicht anderen bei ihrer Reiseplanung. Ich bin jedenfalls sehr glücklich und dankbar, dass wir diese Reise noch unbeschwert machen konnten und auch rechtzeitig vor dem großen Chaos wieder in Deutschland waren. Nun also das Fazit bevor ich mich an gar nichts mehr erinnern kann. Ich bau das mal so ähnlich auf wie die Fazite (den Plural musste ich nachsehen – hört sich ja auch wirklich bescheuert an) zu unseren Reisen durch Neuseeland und durch die USA.

Flug und Jetlag

Über letzteres ist schnell geschrieben, denn dass es zwischen Deutschland und Südafrika nur eine Zeitverschiebung von einer Stunde gibt, war ein Hauptargument, dieses Reiseziel für unsere zweite Elternzeitreise zu wählen. Das war auch wirklich ungemein praktisch, denn mit zwei Kindern stelle ich es mir nochmal deutlich schlimmer vor, den Jetlag zu überwinden. So war das jeweils kein Problem. Unser Hinflug ging über Nacht, unser Rückflug komplett tagsüber. Beides war gut zu machen. Jonathan hat den Nachtflug ganz wunderbar gemeistert und hat sich brav hingelegt und geschlafen. Unser großes Kind! Sophie hat etwas mehr Betreuung gebraucht und sich nur etwas die Hälfte der Zeit ablegen lassen, weshalb ich die Nacht über kaum geschlafen habe. Wie ja schon im ersten Artikel geschrieben, hatte die Lufthansa auf dem Hinflug unseren Babykorb verplant, was es noch ein bisschen anstrengender gemacht hat. Den Tagflug fand ich persönlich sogar angenehmer. Sophie hat zweimal auf meinem Arm und einmal in der Trage geschlafen und saß ansonsten in ihrem Körbchen und hat gespielt und die anderen Fluggäste beobachtet (und sich bewundern lassen). Jonathan hat etwas viel ferngesehen und einfache Computerspiele gespielt, die Zeit aber insgesamt auch ganz gut herumgebracht.

Reiseplanung und Reiseroute

Die Reiseroute herauszuarbeiten fand ich eine ganz schöne Herausforderung. Nachdem ich, wie schon geschrieben, am Anfang noch durchs ganze Land fahren wollte, musste ich bald einsehen, dass die Entfernungen wirklich ganz schön weit sind und wir in fünf Wochen nicht alles sehen können. Ohne Kinder hätten wir wohl eher den Osten des Landes in Augenschein genommen, mit Kindern ist man aber, glaube ich, in der Kap-Region schon am besten aufgehoben. Die Route war so geplant, dass wir nie länger als drei bis vier Stunden fahren mussten und schon diese Strecke war mit Kindern teilweise hart an der Grenze. Insgesamt war ich aber sehr zufrieden und hätte keinen unserer Stopps missen wollen. Auch, dass wir anfangs eher auf der touristischen Hauptroute unterwegs waren und am Ende ein bisschen von ihr abgewichen sind, hat sich gut bewährt. Hilfreich bei der Planung waren sowohl der Stefan Loose Südafrika als auch der Reise Know How Kapstadt, Garden Route und Kap-Provinz.

Angesichts der eher horrenden Wohnmobilpreise war uns relativ schnell klar, dass das diesmal ein Urlaub mit Auto und Unterkünften wird. Ich mag zwar das Herumreisen mit dem Wohnmobil sehr und wir hätten damit sicher auch noch mehr vom Land sehen können, hatte aber mit zwei Kindern (bzw. mit Baby und Kind) eh auch ein bisschen Respekt davor. Wir hatten alle Unterkünfte vorgebucht, was ich auch immer wieder so machen würde. Weniger Flexibilität, aber dafür keinerlei Stress vor Ort mehr. Alle Unterkünfte waren Ferienwohnungen oder Ferienhäuser, die ich über AirBnB oder booking.com gesucht hatte. Nur die Nationalpark-Unterkünfte (im Addo und in den Cederbergen) waren direkt gebucht. Und alle Ferienwohnungen bis auf die Forest Hut im Addo hatten zwei Schlafzimmer. Sophie ist zwar eigentlich eine ganz gute Schläferin, aber ich fand es trotzdem entspannend zu wissen, dass sie nicht uns alle wachhält, wenn dem mal nicht so ist. Ferienwohnungen sind uns ja generell immer lieber als Hotels. Mehr Platz, entspannteres Essen, mehr Selbstbestimmtheit. Und man kann Kochen, was ich generell und mit Kindern noch viel mehr immer viel besser finde. Normalerweise gab es mittags Brotzeit mit Semmeln (die aus dem Supermarkt waren erstaunlich okay), Käse, Trauben und Avocados und abends haben wir es meist geschafft zu kochen. Inzwischen haben wir ein ganz gutes Repertoire an Essen, die auch unterwegs und mit relativ wenigen Zutaten gut funktionieren. Essengehen war aber auch immer wieder drin, oft mittags als Zwischenstopp, vor allem, als wir im heißen Hinterland unterwegs waren. Das Essen war meistens gut, es gab aber oft keine große Auswahl, die über Burger und Pizza hinausging.

Südafrika als Reiseland

Südafrika war für uns ein tolles Reiseland. Die Landschaft war wunderschön und oft sogar spektakulär. Die Strände waren super und auch die Wanderungen in den Bergen im Hinterland großartig. Ganz besonders gut gefallen haben mir die Strände rund um Plettenberg und da im Speziellen der Robberg (wobei, wenn ich drüber nachdenke, die Strände einfach überall großartig waren), die Cederberge und der Addo Elephant Nationalpark. Die schönsten Unterkünfte waren unser Ferienhaus mit privatem Pool in Swellendam und das Cottage in den Cederbergen. Gerade für Kinder ist natürlich auch die Tierwelt ein absolutes Highlight. Wenn Jonathan von Südafrika erzählt, dann immer zuerst von den Tieren. Wir haben Pinguine und Robben gesehen, Elefanten, Zebras, Buntböcke, Warzenschweine, Strauße und diverses anderes Getier direkt vor dem Autofenster, auf Wanderungen immer wieder Schildkröten, Klippschliefer, Eidechsen und Paviane. Schlangen, vor denen ich echt etwas Angst hatte, sind uns zum Glück gar keine begegnet.

Von den negativen Aspekten des Landes bekommt man als Tourist nicht besonders viel mit. Natürlich fallen einem aber die großen sozialen Unterschiede des Landes auf und man schluckt, wenn man an den ersten Townships vorbeifährt. Es ist bezeichnend, dass alle unsere Vermieter (bis auf eine) weiß waren und alle ihre Angestellten schwarz. Das alles ist seltsam und sehr anders als in anderen afrikanischen Länden, in denen einfach alle schwarz sind, ehrlicherweise tangiert es einen beim Herumreisen trotzdem nicht sonderlich. Erfahrungen mit Kriminalität irgendeiner Art haben wir zum Glück nicht gemacht. Unser einziges negatives Erlebnis war die Begegnung mit Bettwanzen (das erste Mal vermutlich in Oudtshoorn und dann als mitreisende Begleiter), die vor allem das Baby fies zerbissen haben. Das hat uns die Urlaubslaune für einige Tage etwas verhagelt. Dafür kann aber Südafrika nichts, das kann einem überall passieren und nach der näheren Beschäftigung mit diesen unerfreulichen Tierchen bin ich tatsächlich erstaunt, dass wir uns nicht viel früher und öfter auf unseren Reisen welche eingefangen haben. Nachdem wir erstmal realisiert hatten, dass die Stiche nicht von besonders aggressiven Mücken kamen, haben eine konsequente Absonderung der Koffer von den Betten und ein Wanzenspray erstmal weitergeholfen und daheim angekommen, wurde das gesamte Reisegepäck im Keller gelagert und dufte die Wohnung erst betreten, als es entweder bei 60 Grad gewaschen, bei 80 Grad gebacken oder drei Tage eingefroren worden war. Das war etwas aufwändig, scheint aber geholfen zu haben (und war eine gute Übung zur Maskendesinfektion jetzt :p). Auf ein paar landestypische Besonderheiten mussten wir noch achten. Das war zum einen das Wassersparen und zum anderen die regelmäßig vorkommenden load sheddings, also geplanten Stromausfälle. Die gab es teilweise zweimal täglich und das erforderte etwas Planung, was Essen kochen, Essen gehen, Brei erwärmen etc. anging. War nicht schlimm, aber ungewohnt und manchmal etwas nervig.

Die Kosten für die Reise durch Südafrika hielten sich relativ im Rahmen bzw. haben sich gut verteilt. Einen einfachen Mietwagen zu buchen ist nicht sehr teuer und wir sind auch ohne Allrad gut überall hingekommen, wo wir hinwollten. Das Benzin war deutlich günstiger als bei uns, im Supermarkt einzukaufen und vor allem Essen zu gehen auch. Nicht billig alles, aber günstiger als in Deutschland. Nachdem ich ja alle Unterkünfte vorher gebucht hatte und oft in zwei Raten bezahlt wurde, verschwand da das Geld so nach und nach vom Konto. Tatsächlich waren alle unsere Unterkünfte gut, teilweise sogar sehr gut. Wir hatten ja immer zwei Schlafzimmer, bei vielen auch einen Pool und haben dafür im Durchschnitt 63 Euro bezahlt. Das finde ich als vierköpfige Familie ziemlich in Ordnung. Nach oben gibt es da aber kein Limit und wenn man bereit ist, mehr Geld auszugeben, dann gibt es umwerfende Unterkünfte. Wir waren aber auch so ziemlich zufrieden. Ein großer Posten war noch die Wildcard. Mit deren Kauf erwirbt man für ein Jahr lang den Zugang zu allen Nationalparks und einigen Naturreservaten des Landes. Man kann sie über South African National Parks (SAN) erwerben und für eine ausländische Familie kostet sie 5800 Rand (das waren im Dezember 2019 etwa 350 Euro – inzwischen scheint der Kurs wahrscheinlich krisenbedingt total eingebrochen zu sein und es sind jetzt grade im April 2020 nur noch 280 Euro). Ich hatte ein bisschen herumgerechnet und für uns wären die Kosten etwa gleich gewesen, wenn wir alle Eintritte direkt vor Ort bezahlt hätten. Mit der Wildcard war es einfach nur etwas praktischer für uns. Wenn man länger unterwegs ist oder es gar schafft, innerhalb eines Jahres nochmal wieder zu kommen, lohnt sich die Wildcard auf jeden Fall. Man muss sie rechtzeitig vorab online beantragen und bekommt sie dann nach etwa 5 Wochen postalisch zugeschickt.

Reisen mit Jonathan und Sophie

Mit Jonathan haben wir ja inzwischen schon viel Reiseerfahrung, wie das alles mit Sophie klappen würde, wussten wir natürlich nicht. Sie hat sich aber zum Glück als tolle Reisebegleiterin entpuppt. Sie ist aber auch generell ein unkompliziertes Baby. Die wichtigsten Reiseutensilien für sie waren eine Picknickdecke und ein Beutel mit Spielzeug. Auf der Decke lag und saß sie dann oft und hat vor sich hin gespielt. Sie war meistens das erste, das wir in neuen Unterkünften ausgebreitet haben und wir hatten sie auch unterwegs fast immer dabei. Sophie konnte zwar eigentlich krabbeln, hat uns aber den Gefallen getan und sich während des Urlaubs aufs Sitzenlernen konzentriert und erst ziemlich zum Schluss angefangen, ihren Bewegungsradius auszudehnen. Das war sehr praktisch. Einen Buggy hatten wir dabei, haben ihn aber nur selten benutzt. Am Wichtigsten für das Reisen mit Baby war auch diesmal eine gute Trage. Wir hatten kein extra Reisebett mit, sondern haben immer ein Doppelbett oder zwei Betten an die Wand geschoben, so dass Sophie (mit mir auf der anderen Seite als Rausfallschutz) nicht hinausplumpsen konnte. Das hat eigentlich in allen Unterkünften gut funktioniert, nur ab und zu mussten wir ein bisschen kreativ werden und ein paar Schränkchen verrücken, um einen Rausfallschutz zu kreieren.

Sophie hat zum Zeitpunkt der Reise (ihrem 8. Lebensmonat) mittags und abends Brei gegessen und wurde sonst noch gestillt. Für mittags habe ich alle drei bis vier Tage Gemüsebrei gekocht, der dann im Kühlschrank gelagert wurde, teilweise auch eingefroren. Dafür hatten wir ein paar Aufbewahrungsbecher und einen Kartoffelstampfer dabei. Und zwei kleine Thermobecher, in denen wir das Essen für unterwegs warm halten konnten. Praktisch waren für den Brei die vorgeschnittenen, küchenfertigen Kürbiswürfel, die es im Supermarkt gab. Würde ich hier nie kaufen, war aber in dieser Situation sehr nützlich. Manchmal gab es auch Fertigbrei. Die Auswahl war dabei nicht besonders groß, es gab eigentlich immer nur eine Marke. Von der war in den Gläschen für ältere Babys recht viel Schrott enthalten, aber es gab kleinere Gläschen mit pürierten Karotten, Kürbis und Süßkartoffeln, die waren okay. Und Obstmus ohne zusätzlichen Zucker gab es auch. Wir hatten auch Getreidepulver für den Abendbrei dabei, was gut war, denn in dem, den es vor Ort im Babyregal gab, war ziemlich viel Zucker, Milchpulver und anderes Zeug. Als uns unser Pulver in den letzten Tagen ausging, haben wir Grieß gekauft, nachdem wir aber ziemlich lange suchen mussten.

Wie fast immer hatten wir unsere eigenen Autositze mitgenommen. In Jonathans Alterskategorie bekommt man nämlich oft keinen Ordentlichen mehr, sondern nur Sitzerhöhungen. Für Sophie hätten wir auch eine Schale gemietet, es gab allerdings keine mit Isofix-Basis. Und nachdem wir das aber gerne wollten, weil es in der täglichen Handhabung einfach viel praktischer ist und wir die Schale auch oft in Restaurants oder in den Ferienwohnungen genommen haben, um sie darin zu füttern. Wir hatten also unsere Babyschale und unsere Isofix-Station dabei und Martin hatte mit der Autovermietung vereinbart, dass wir auf jeden Fall ein Auto mit Isofix bekommen. Zum Transport der beiden Kindersitze hatten wir noch so Kindersitztransporthüllen, die waren tatsächlich praktischer als unsere bisherige Ikea-Tüten-Verpacklösung, weil sie auch Trageriemen hatten, mit denen man sie wie einen Rucksack aufsetzen konnte. Unhandlich viel Gepäck war es natürlich trotzdem, aber das muss man ja zum Glück nur jeweils am Flughafen kurz selbst transportieren.

Reisen mit Jonathan ging insgesamt gut. Die vielen Ortswechsel waren für ihn kein Problem und er war auf jede neue Ferienwohnung gespannt. Ein paar gewohnte Dinge wie sein Kuscheltier und sein Nachtlicht, einige Spielsachen (v.a. Bücher und Kartenspiele) sowie die immer gleichen Abend- und Essensrituale haben dazu geführt, dass er sich immer schnell heimisch gefühlt hat. Autofahren findet er jetzt immer noch nicht den Knaller, aber er hat auch nicht übermäßig viel gemotzt. Wir haben uns aber auch bemüht, immer kindgerechte Pausenorte zu finden und da längere Stopps zu machen. Wir hatten seinen Tiptoi-Stift und einige Bücher dabei, damit hat er sich auf den Fahrten beschäftigt. Ideal wäre es gewesen, wenn man nach der Hälfte der Reise nochmal alle Tiptoi-Bücher gegen neue hätte auswechseln können. Aber es war auch so okay und wenn gar nichts mehr ging, halfen bei beiden Kindern Essen und Singen. Jonathan hat es also insgesamt sehr gut mitgemacht. Immer wieder war er auch recht anstrengend, das wäre er aber daheim auch gewesen. Und er hatte mit seinen fast fünf Jahren schon ziemlich viel von der Reise und fand vor allem die Strände, die Pools, die Wanderungen und die Tiere ziemlich toll. Es war also eine ziemliche gute Reise für uns alle und wenn die Welt irgendwann hoffentlich wieder in eine Art Normalmodus zurückkehrt, dann freuen wir uns auf weitere Welterkundungen.

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