Needles, Joshua Tree National Park und Palm Springs

Von Planänderungen und Erlebnissen im amerikanischen Gesundheitssystem

Vom Grand Canyon aus wollten wir zum Joshua Tree Nationalpark. Das ist aber eine zu weite Strecke für einen Tag und dazwischen liegt leider nichts so wirklich interessantes. Also haben wir den Übernachtungspunkt relativ willkürlich gewählt und sind eine Nacht auf dem KOA Campingplatz in Needles geblieben. Der war eigentlich für einen kommerziellen Campingplatz gar nicht schlecht, sogar mit Pool. Allerdings war es bewölkt und diesig und dadurch kam irgendwie ein bisschen Endzeitstimmung auf. Aber für eine Nacht war es völlig in Ordnung. In Needles gab es so sehr gar nichts zu sehen, dass wir kein einziges Foto gemacht haben.

Am nächsten Morgen wollten wir weiter zum Joshua Tree National Park. Das ist ein Wüstenpark und da gibt es viele Kakteen und Einsame Briefkästenriesige Steine. Im Park gibt es mehrere Campingplätze, die fast alle „First come first served“ sind. Die beiden kleineren Plätze, auf denen man reservieren hätte können, waren natürlich mal wieder schon lange vorher voll gewesen. Wir sind also extra früh aufgestanden, um möglichst zeitig da zu sein. Aber von Needles aus waren es halt trotzdem noch zweieinviertel Stunden Fahrt. Die waren aber ganz lustig, weil uns das Navi ein Stück weit über die Route 66 geleitet hat und auch sonst durchs absolute Nirgendwo. Da gab es nur hin und wieder mal ein Häuschen, wobei nie klar war, ob wirklich bewohnt oder nicht. Joshua Tree NPAn Straßenkreuzungen stehen immer ganz viele Briefkästen, da müssen die weit verstreuten Anwohner dann wohl ihre Post abholen. Außerdem war Jonathan ja jetzt mit allerlei Videos versorgt. Vielen Dank für all die tollen Aufnahmen. Das Kind liebt sie alle (na gut, am allerliebsten schaut der kleine Narzisst sich selbst an, aber gleich danach folgen Videos von anderen Leuten). Um halb 11 Uhr vormittags waren wir am Joshua Tree und deshalb eigentlich ganz guter Dinge, dass das noch klappen könnte mit einem Stellplatz. Aber schon am Visitor Center hieß es, dass sie schon am Vortag um 16 Uhr voll gewesen seien, aber möglicherweise seien ja Leute abgereist. Leider war auch Freitag und es hieß, dass es am Wochenende schon eher voll werden würde dort. Wir sind dann durch insgesamt drei Campingplätze gefahren (Jumbo Rocks, Belle und White Tank) und überall war es brechend voll. Zudem waren die Straßen auf den Campingplätzen nur bedingt für unser Wohnmobil geeignet und es war eher mühsam, überall gut durchzukommen. Nach diesen drei Campingplätzen hatten wir dann keine Lust mehr. Dazu kam, dass uns die Plätze gar nicht so arg gut gefallen haben. Vor allem Jumbo Rocks, der im Reiseführer überschwänglich gelobt wurde, fanden wir nicht so sehr einladend. Uns wurde außerdem klar, dass der Joshua Tree NP eventuell einfach generell nicht der richtige Park für uns ist. Wüstenhitze, stachlige Kakteen und kein Schatten passen mit den Bedürfnissen eines Kleinkindes nicht so richtig zusammen. Wir haben also kurzentschlossen entschieden, nicht im Park zu bleiben, sondern uns ein anderes Quartier zu suchen. Den Park haben wir über den Südeingang wieder verlassen, wodurch wir den schönsten Teil des Nationalparks gar nicht gesehen haben. Der Süden ist nämlich ziemlich fad. Der Nordwesten soll toll sein, aber den schauen wir uns dann an, wenn wir in 20 Jahren nochmal wiederkommen.

Spontan haben wir also beschlossen auf dem Lake Cahuilla Recreation Park unterzukommen. Das ist südöstlich von Palm Springs und war nochmal knapp eine Stunde Fahrt vom Joshua Tree. Campingplatz am Lake CahuillaAber der Reisführer sprach von einem schönen Stellplatz an einem See und vor hohen Bergen. Tatsächlich waren wir dann ganz zufrieden mit dem Ort. Am ersten Tag wirkte auch dieser Platz wegen der kaum durch die Wolken kommenden Sonne ein wenig seltsam. Zum etwas surrealen Eindruck trugen auch die lautstarken Schießübungen bei, die die lokale Polizei dort in den Bergen durchgeführt hat. Aber man stand dort wirklich sehr schön und ruhig am See, es war angenehm leer und am zweiten Tag schien dann auch die Sonne, wodurch es gleich freundlicher aussah. Prinzipiell hätte es dort auch noch einen richtig tollen und großen Pool gegeben, aber da war leider kein Wasser mehr drin. War wohl schon zu sehr Nebensaison. Dabei hätte man wunderbar schwimmen gehen können, es war ziemlich heiß (hier auch nachts wieder warm). Am ersten Tag sind wir dann nach einer kurzen Spielplatzpause allerdings gleich nochmal aufgebrochen. Weiter zu unsere Entscheidung nicht im Joshua Tree zu bleiben beigetragen hatte nämlich auch, dass weder ich noch das Kindlein so recht fit waren. Campingplatz am Lake CahuillaIch konnte schon den zweiten Tag meine Kontaktlinsen nicht tragen, weil mein Auge weh tat und geschwollen war. Und ich hasse es, die Brille zu tragen. Ich seh damit nicht gut genug und nehm alles nur wie hinter einem Schleier wahr. Auch Jonathan kränkelte weiter vor sich hin. Abwechselnd fieberfrei und wieder fiebrig (wenn auch nicht mehr so hohes Fieber) und seit diesem Tag auch einen recht fies klingenden Husten. Wir haben also am Campingplatz nach einer Walk-In-Praxis gefragt und auch direkt eine empfohlen bekommen. Da kamen wir dann auch gleich dran, auch wenn es mal wieder ein etwa kurioses Erlebnis war. Davon, dass sie auch Augenerkrankungen behandeln, stand nämlich nichts aus der Website, aber wenn man nur bezahlt, dann behandeln sie alles. Kostet pro Person 95 Dollar und dann kommt erstmal eine Arzthelferin, die ein Standardprogramm durchzieht. Beide wurden wir also gewogen und gemessen, außerdem wurden Temperatur und Blutdruck bestimmt. Weil das ja auch alles ziemlich wichtig ist, wenn man mit einem entzündeten Auge und Husten da ankommt. Aber irgendwas machen müssen sie wohl für das Geld. Aber die Ärztin, die uns dann beide gleichzeitig behandelt hat war nett und fit. Dem Kind hat sie eine Ohrenentzündung diagnostiziert und ein Antibiotikum und Hustensaft verschrieben und mir hat sie eine Augensalbe aufgeschrieben, die derjenigen, die ich eigentlich in meiner Reiseapotheke dabei hatte (ich hatte solche Entzündungen schon öfter), ähnlich war. Nur war meine leider schon abgelaufen und deshalb wohl nicht mehr wirksam. Insgesamt also gut, dass wir zum Arzt gegangen sind. Und das Geld bekommen wir ja zum Glück von unserer Auslandskrankenversicherung wieder. Und Jonathan liebt das amerikanische Antibiotikum. Wahrscheinlich sind da drei Tonnen Zucker drin.

Am nächsten Morgen ging es meinem Auge auch wirklich sofort Palm Springsdeutlich besser, das war eine große Erleichterung. Und auch für Jonathan ging es langsam aufwärts, auch wenn der Husten ihn noch länger gebeutelt hat. Und nachdem wir nun schonmal da waren, haben wir also beschlossen, den Tag in und um Palm Springs zu verbringen. In Palm Springs wohnen die Reichen und die ganze Gegend ist Inbegriff der Verschwendung und Dekadenz. Man fährt kilometerlang nur El Paseodurch palmengesäumte Straßen und an breiten Grünstreifen vorbei. Nun ist das ja prinzipiell schön, aber Palm Springs liegt mitten in der Wüste und um diese grüne Oase zu erschaffen, wird unendlich viel Wasser verschwendet. Außerdem geht niemand an den Straßen entlang, weil alle nur mit dem Auto unterwegs sind. Normale Häuser sieht man dort übrigens nahezu keine, alle wohnen in Wohnanlagen, die gated communities sind und so hübsche Namen wie „Indian Valley“ oder „Canyon Cave“ tragen. Wir haben aber mal einen Immobilienprospekt mitgenommen – für das Geld, das in München inzwischen eine Dreizimmerwohnung kostet, kann man hier auch ein Häuschen mit Pool haben. Aber gut, Leben wollen würde ich hier nun nicht. Aber zum Anschauen ist es schon interessant. Wir sind „El Paseo“ entlang geschlendert, die Einkaufsstraße von Palm Desert und laut Reiseführer die „größte und beste Shoppingadresse der gesamten Region“. Auch da werden immer mal wieder Wasserwolken vor den Läden auf den Gehweg gepustet, damit sich die Passanten abkühlen können. Da waren wir jedenfalls lecker thailändisch Essen. Zum Bummeln hat uns dann allerdings die Innenstadt von Palm Springs besser gefallen, wohin es uns eigentlich nur zufällig verschlagen hat. Da war es ein bisschen alternativer und es waren Menschen auf der Straße unterwegs.

Eigentlich gesucht haben wir nämlich den Indian Canyon, wo wir ein bisschen wandern wollten. Den kannte Indian Canyondas Navi aber nicht und im Reiseführer war der Weg so blöd beschrieben, dass wir ihn nicht gefunden haben. Erst ein freies Wlan in Palm Springs hat uns dann die richtige Adresse verraten. Nach einem Frozen Joghurt (endlich wieder Frozen Joghurt, juhuu) sind wir dann noch dahin aufgebrochen. Wie alle IndianerreservateIndian Canyon kostete es ein bisschen Eintritt (9 Dollar pro Person). Bei der Ankunft waren wir uns erst nicht so sicher, ob das ein lohnenswertes Ziel war, alles sah ein bisschen trüb und karg aus. Aber schließlich kamen wir am Palm Canyon an, wo ein kleiner Bach durch eine Schlucht läuft und eine (natürliche und echte) Oase erschaffen hat. Das sah irre aus, wie da auf einmal mitten zwischen grauen Steinen und Kakteen ganz viele Palmen wuchsen. Wenn man unter den Palmen durchlief fühlte es sich an als sei man in Thailand am Strand. Da sind wir also noch ein bisschen am Bach entlanggelaufen und dann abends wieder zu unserem abgelegenen Campingplatz zurückgekehrt. Obwohl die Distanz eigentlich nicht weit war, dauerte die Fahrt zurück eine ganze Stunde, weil die ganze Gegend um Palm Springs ein einziges Stop and Go zwischen zahllosen Ampeln ist.

Nach einer weiteren ruhigen Nacht und einem netten Kennenlernen mit einer argentinisch-amerikanischen Familie, deren zwei Mädchen wunderbare Babysitter für Jonathan waren, ging es dann weiter ans Meer und zwar zum South Carlsbad State Beach, schon fast bei San Diego.

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