Berat

Von der Versöhnung mit albanischen Stränden, dem fantastischen Berat und dem wilden Osum-Canyon

Unter großem Klagen der Kinder haben wir Abschied vom Pool in Himarë genommen und uns auf den Weg nach Berat gemacht. Zunächst ging es über den Llogara Pass, der immer wieder beindruckende Ausblicke auf die Berge und die Küste bot. Oben am Auf dem Llogara Passneu gebauten Aussichtspunkt waren wir allerdings in den Wolken und konnten keine zwei Meter weit sehen. Dafür stehen entlang der Passstraße besonders viele Bunker. Die gibt es in Albanien überall, weil der kommunistische Diktator Enver Hoxha sie in den 70er und 80er Jahren überall hat bauen lassen, nachdem er sein Land in die vollkommene Isolation getrieben und deshalb Angst vor einem Krieg hatte. Weil die Fahrt insgesamt wieder knapp dreieinhalb Stunden dauern sollte, wollten wir sie wieder am Meer unterbrechen und hatten uns dafür Am Narta Strand nördlich von Vloradiesmal einen Strand oberhalb von Vlora ausgesucht. Die Straße führte uns ein langes Stück direkt am Meer entlang und ich fand die Strände alle deutlich entspannter als die im Süden. Auch Vlora selbst fand ich ganz nett – es gab dort sogar eine eigene Fahrradspur. Wir hatten uns den Narta Strand rausgesucht. An dessen südlichem Ende waren wir zuerst Meeresfrüchte essen (im Gusto di Mare) und haben uns dann noch für zwei Stunden direkt davor einen Liegestuhl am Sandstrand gemietet (hier wieder deutlich billiger für 500 Lek). Hier hat uns der Strand gut gefallen. Auch da überall Liegestühle, aber mit viel Abstand, nicht mal zu einem Viertel belegt, ohne Musikbeschallung und mit einem breiten Sandstreifen davor. Und ins Meer ging es sehr flach rein – ideal für die Kinder. Gegen 16 Uhr mussten wir dann weiter, weil es immer noch eineinhalb Stunden bis Berat waren.

Gegen Abend kamen wir dann in Berat an, wo wir diesmal unsere Ferienwohnung problemlos gefunden haben. Und die ist ein echter Innenhof der FerienwohnungVolltreffer. Absolut zentral gelegen, aber trotzdem ruhig und mit einem von Weinreben berankten Innenhof, in dem Schildkröten wohnen, es eine Terrasse mit einem Sofa gibt Berat bei Nachtund in dem eine kleine Rutsche und ganz viele Spieltiere vorhanden sind. Die Eltern des Vermieters wohnen direkt daneben. Sie können nur albanisch, sind aber überaus freundlich und haben uns zur Begrüßung gleich lauter Weintrauben abgeschnitten. Nachdem Abendessen sind wir wir dann gleich noch zu einer kleinen Schnupperrunde aufgebrochen. Zum Bulevardi Republika brauchen wir nur zwei Minuten und konnten da im allabendlich stattfindenden Xhiro, dem traditionellen Abendspaziergang mitgehen. Dabei bot sich dann auch der erste Blick auf das Stadtviertel Mangalem, dessen Häuser am Hang kleben und wegen dem Berat Weltkulturerbe und als die „Stadt der tausend Fenster“ bekannt ist. Wunderschön sieht das aus.

Und wunderschön ist Berat auch tagsüber. Nachdem uns die Vermieterin ein Riesenfrühstück serviert hatte, sind wir aufgebrochen, um die Stadt zu erkunden. Zunächst waren wir bei In der Königsmoscheeder Königsmoschee und der danebenliegenden Halveti-Tekke (eine Tekke ist ein religiöses Zentrum der Sufi / Derwische, einer muslimischen Ordensgemeinschaft). Und wir hatten Glück und durften sogar beide auch von Innen sehen. Da gibt es einen Mann, der den Schlüssel verwaltet. Kisha e Shën MehilitDer hat erstmal gar nichts gemacht und erst nachdem wir da ungefähr eine Viertelstunde im Hof herumhingen und er uns (und vor allem die Kinder) wohl sympathisch fand, hat er uns die Tür geöffnet und uns für 100 Lek (85 Cent) Spende alles gezeigt und uns in einem Mischmasch aus Englisch und Italienisch ein paar Dinge erklärt. Und beide Räume waren sehr schön und kunstvoll gestaltet. Danach sind wir dann noch ein bisschen in den engen Gassen von Mangalem herumgestromert und bis zur orthodoxen Kirche Kisha e Shën Mehilit hochgelaufen, die unterhalb der Burg im Hang liegt. Von dort führt ein recht wilder Weg auch weiter zur Burg, aber wir sind erstmal zurück in die Ferienwohnung. Sophie hat gemotzt, sie könne nicht mehr laufen und tatsächlich war es so krass heiß, dass eine ausführliche Mittagspause in der klimatisierten Ferienwohnung dringend angezeigt war.

Auf der Burg von BeratErst gegen 4 Uhr haben wir uns dann auf den Weg zur Burg gemacht, die über Berat thront. Auch da konnten wir zu Fuß hinlaufen, es ging allerdings knapp 20 Minuten konstant bergauf. Aber die Burg ist total toll und hat uns sehr gut gefallen. Es ist eine riesige Anlage, die bewohnt ist und in der man richtig viel erkunden kann. Reste der Burgmauer – die man alle auch Auf der Burg von Beraterklettern kann – umfassen das ganze Burgviertel, zudem gibt es eine alte Zitadelle, byzantinische Kirchen und Überreste von zwei osmanischen Moscheen. Dazu hat man immer wieder einen umwerfenden Blick auf die Stadt und das ganze Umland. Wir fanden das Erkunden der Burg sehr schön und haben dann glücklich auch noch einen Tisch im beliebten Temi bekommen. Jonathan hat andere deutsche Kinder kennengelernt, mit denen er fangen gespielt hat, nur Sophie war etwas überdreht und hat uns nur bedingt in Ruhe essen lassen. Trotzdem war es ein sehr schöner Nachmittag und Abend auf der Burg und ich bin wirklich sehr begeistert von Berat.

Und dann war er auch schon gekommen, unser letzter vollständiger Urlaubstag. An dem stand noch mal ein bisschen Fahrerei an, denn ich wollte gerne noch in den Osum-Canyon und zu dem braucht man Osum-Canyonleider von Berat etwa eineinhalb Stunden. Es war aber eine schöne, wenn auch recht serpentinenreiche Fahrt. Kurz nach dem kleinen Ort Çorovoda kommt zunächst ein neu gebauter Aussichtspunkt und dann eine recht abenteuerliche Autobrücke – von beiden Orten bieten sich spektakuläre Blicke von oben in die Schlucht. Wenn man dann auf der Hauptstraße noch etwa drei Kilometer weiterfährt, kommt man in einer Kurve zu einer Stelle, wo man bequem auf Flusshöhe ist und auch baden kann (und bei höherem Wasserstand Rafting-Touren machen). Osum-CanyonDer Osum ist im Moment leider nur noch ein braunes Wasserrinnsal – mit höherem und blauem Wasser sieht das sicher nochmal beeindruckender aus. Martin war das Wasser zu schlammig, aber die Kinder und ich hatten viel Spaß im Matschwasser. Zwischendurch hat es dann auch mal ein bisschen geregnet, aber nachdem es da auch ein überdachtes Picknickplätzchen gibt (und auch ein kleines Café, in das man gehen hätte können), war das kein Problem. Man kann an der Stelle auch noch über einen Felsvorsprung und über eine kleine Brücke gehen und dann nach oben an den Canyon-Rand laufen. Das hat erst Martin gemacht und dann sind noch Jonathan und ich hochgelaufen – mit und für Sophie wäre der schmale Weg nicht machbar gewesen, nicht in der Kraxe und schon gar nicht selbst laufend. Jonathan fand es aber sehr abenteuerlich, ist sehr umsichtig gelaufen und war danach ganz stolz. Das war also ein cooler letzter Tag in wilder Landschaft. Um halb sechs waren wir zurück in Berat und haben dort im noch recht neuen Tradita e Berati im Stadtviertel Gorica nochmal sehr gut albanisch gegessen. Die Kinder haben sich zumindest in Teilen gut benommen und die Stimmung war sehr schön. Ein würdiger letzter Abend also.

Für den letzten Tag hatten wir überlegt, nochmal am Meer zu halten, weil der Weg von Berat zum Flughafen bei Tirana direkt daran Letzter Blick auf Beratvorbeiführt. Aber erstens erschienen die Strände in der Gegend von Durres jetzt nicht wahnsinnig attraktiv und zweitens war es uns dann logistisch doch zu viel Aufwand mit Badesachen, anschließender Entsandung und Umpacken für den Flug. Also haben wir bei unseren Vermietern gefragt, ob wir das Auto etwas länger in der Tiefgarage stehen lassen dürfen und haben unseren letzten Vormittag in Berat verbracht. Am Flughafen von TiranaWir haben die Bleimoschee angeschaut, in die man einfach reingehen kann – sie ist aber nicht so hübsch wie die Königsmoschee. In der großen orthodoxen Kirche daneben waren wir auch noch und abschließend zum Pizza und Eis essen im Park beim Fluss. Danach ging es in eindreiviertel Stunden zum Flughafen, da gut durch Check-In und Sicherheitskontrolle und dann mit dem Sonnenuntergang zurück nach München. Eine gute Zeit hatten wir in Albanien – vieles ist chaotisch und der Standard ist in Manchem niedriger als in anderen europäischen Ländern, aber das Land ist sehr abwechslungsreich, bietet viel für wenig Geld, hat tolle Natur und Kultur und alle Menschen waren immer sehr freundlich zu uns. Bis auf die Strände im Süden im Hochsommer also durchaus eine große Empfehlung von meiner Seite.

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