Burg Orava, Liptovská Mara und Hohe Tatra

Von hohen Gipfeln und vielen Menschen

Von der Kleinen Fatra wollten wir nun zu den richtig hohen Gipfeln – in die Vysoké Tatry / Hohe Tatra, das bekannteste Gebirge und der größte Tourismus-Hotspot der Slowakei. Und wieder gab es prima Zwischenziele. Nachdem ein Abstecher zur Burg Orava / Arwaburg nur zwanzig Minuten mehr Fahrtzeit bedeutete, konnten wir uns diese über dem Fluss thronende riesige Festung natürlich nicht entgehen lassen. Auch die Arwaburg ist touristisch stark besucht, aber alles ist dort so gut organisiert, dass das nicht weiter stört. Man kann Tickets für unterschiedlich lange Touren kaufen (30, 60 oder 90 Minuten) und sich dann selbstständig oder mit einem Guide bewegen. Wir haben die ganz große Tour ohne Führung gebucht und hatten so viel Zeit, die Burg zu erkunden. Es gibt einen vorgegebenen Rundweg, den man in seinem eigenen Tempo abgehen kann und sich auch noch eine Audioguide-App dazu runterladen kann, wenn man möchte. Der Charakter der Arwaburg ist ganz anders als der der Burg Trenčín, weil man viel mehr durch Innenräume geht. Beide Burgen fand ich sehr sehenswert. Einen weiteren Stopp gab es dann noch am Liptovská Mara / Liptauer Stausee. Da fährt man sowieso direkt dran vorbei und bei Dechtáre kann man einfach anhalten und auf einen kleinen Steg und über Stufen auch runter ans Wasser gehen. Der See liegt wunderschön und war auch relativ warm – die Kinder und ich musten das natürlich gleich testen. Und auch wenn es an dem See sicher hübschere Badestellen gibt, war es ein sehr schöner Zwischenstopp.

Am späten Nachmittag waren wir dann an unserem Ziel angekommen – einer Hütte in einem Feriendorf in Veľký Slavkov, ein paar Kilometer nördlich von Poprad. Das ist eine Art Campingplatz ohne Zelte und für uns und die Kinder ist sehr viel geboten: ein Spielplatz, ein Pool, ein Minigolfplatz, ein riesiges Mensch-Ärger-dich-nicht-Spielfeld, ein Beachvolleyballfeld, ein Spielhäuschen und ein Restaurant (sehr gemütlich und mit nochmal einem großen Spielplatz, das Essen allerdings nicht unbedingt das allerbeste) direkt daneben. Und weil Jonathan sehr hibbelig war angesichts dieses Vergnügungsangebots und gar nicht wusste, was er jetzt zuerst machen will, haben wir beschlossen, unseren ersten Tag einfach dort zu verbringen. Tagsüber war quasi niemand außer uns da und wir haben geplanscht und gekocht und gelesen und Minigolf gespielt (wobei das kleine Kind einen sehr eigenwilligen Spielstil an den Tag gelegt hat). Und bis auf die ständige Nervosität des großen Kindes und darauf, dass ich am Pool über eine Stufe gestolpert bin und mir meinen linken großen Zeh sehr schmerzhaft blau und blutig geschlagen habe, war das ein ziemlich perfekter Ausspann-Urlaubtstag.

Am nächsten Tag wollten wir dann ein bisschen die Gegend erkunden. Mein Zeh, der am Abend zuvor wirklich sehr wehgetan hatte, hatte sich zum Glück beruhigt und war zumindest in Wandersandalen einsatzbereit. Allerdings war leider Jonathan nicht fit. Sophie war am Anfang des Urlaubs krank und hat ihn nun wohl angesteckt, jedenfalls hustete er vor sich hin und hatte auch ziemlich schlechte Laune. Also nur eine kleine Runde um den Štrbské Pleso / Tschirmer See. Auch der ist, wie die gesamte Hohe Tatra, ein Tourismusmagnet – was sich unter anderem dadurch zeigt, dass alles vollgeparkt ist. Tatsächlich gibt es eigentlich überall auch einen Bahnhof und öffentliche Verbindungen mit der Tatrabahn. Allerdings fährt die nur einmal pro Stunde und so ist das für uns mit den Kindern leider nicht so recht eine Option. Der Štrbské Pleso liegt jedenfalls sehr hübsch und den nicht mal vier Kilometer langen, ebenen Spaziergang einmal um den See haben dann auch alle geschafft. Abends wurde gekocht und eine Runde „Andor Junior“ gespielt und wir haben gehofft, dass sich das große Kind über Nacht ein wenig gesünder schlafen würde.

So richtig fit war Jonathan allerdings auch am letzten Tag nicht, weswegen wir einen weiteren Ausspanntag eingelegt haben. Das hat uns die Wanderung zum Popradské pleso / Poppersee gekostet, die wir eigentlich noch angedacht hatten, war aber dafür nochmal sehr entspannend. Erst an unserem letzten Tag in der Hohen Tatra haben wir es dann endlich wirklich auch in die Berge geschafft. Dafür sind wir nach Tatranská Lomnica gefahren und von dort aus mit zwei Seilbahnen – einem 6er-Sessellift und einer 10-Personen-Seilbahn – auf 1750 Meter zum Skalnaté Pleso, einem minikleinen Gebirgssee, gefahren. Da haben wir auf dem netten Spielplatz mit Blick auf die hohen Gipfel gepicknickt. Prinzipiell ginge es von dort noch mit zwei Seilbahnen weiter auf den Lomitzer Sattel oder die Lomnitzer Spitze (Lomnický štít) auf 2634 Meter. Um auf die Spitze zu fahren, hätte man aber schon Tage vorher buchen müssen, und es hätte außerdem für zwei Erwachsene und ein zahlendes Kind über 200 Euro gekostet. Das erschien uns dann doch etwas übertrieben für ein bisschen Blick. Generell ist Seilbahnfahren hier ganz schön teuer, auch unsere Kombi hat schon 25 Euro pro Erwachsener gekostet.

Nach dem Picknick haben wir uns dann aufgemacht und sind immer am Hang entlang Richtung Hrebienok gewandern – also zu dem Berg, der über dem westlichen Nachbarort Stary Smokovec thront. Das sind knapp sechs Kilometer, in dieser Richtung allerdings konstant bergab und deshalb kaum anstrengend. Nur die Art des Weges war ein bisschen ungewohnt, weil er aus großen Felsbrocken besteht. Das fand mein Knie ganz gut, weil es nie steil bergab ging, allerdings muss man wirklich immer auf den Boden schauen, weil der Weg keine Unaufmerksamkeit verzeiht – einmal hab ich mir prompt meinen wehen Zeh gegen einen Felsen gehauen. Und wenn man immer auf den Boden schauen muss, kann man natürlich den schönen Blick sowohl ins Tal als auch auf die Tatra-Gipfel nur bedingt genießen. Zudem waren auch auf diesem Weg wieder ganz schöne Massen an Menschen unterwegs. Die Hohe Tatra scheit mir einfach zu klein zu sein für die vielen (überwiegend tschechischen und slowakischen) Besucherströme. Ist bestimmt besser, wenn man nicht im August unterwegs ist, und wenn man längere Wanderungen machen kann, ist ja aber leider beides für uns im Moment nicht anders möglich. Trotzdem war es eine sehr schöne Wanderung, die auch an mehreren Wasserfällen und einem hübschen Gebirgsbach vorbeigeführt hat. An der Zamkovského Hütte gab es zwischendurch ein Eis und nochmal einen kleinen Spielplatz. Am Hrebienok angekommen ging es dann mit der Zahnradbahn wieder hinunter und wir haben glücklich gerade noch die Tatrabahn um 17 Uhr erwischt, die uns zurück zum Parkplatz nach Tatranská Lomnica gebracht hat. Alles in allem waren wir mit ausgedehnten Pausen und allen Fahrten und Gehstrecken etwa von 11 bis 18 Uhr unterwegs.

Und damit gehen unsere Tage in der Hohen Tatra nun auch zu Ende. Morgen fahren wir mit einem Umweg über Košice weiter in den Nationalpark Slowakisches Paradies.

Do you want to see the world?