Ksamil

Von maladen Eltern, (Ballermann-)Stränden vor pittoresker Kulisse und alten Ruinen

Von Kruja wollten wir also ganz in den Süden. Martin hat das Auto souverän den Burgberg hinunter gesteuert und das auch noch gerade rechtzeitig bevor ein fulminantes Gewitter über Kruja Abschied von Kruja bei dunklen Gewitterwolkenhereinbrach. Im Laufe der Fahrt wurde es dann aber bald wieder schön. Insgesamt viereinhalb Stunden prognostizierte das Navi, weshalb wir einen längeren Zwischenstopp einlegen wollten. Bei Qark Fier führte uns die Straße sowieso fast am Meer vorbei, sodass wir beschlossen hatten, dort zu halten (am oberen Ende des Plazhi i Semanit). Tatsächlich waren die Gegend und der Strand ziemlich nett – Strand-Zwischenstoppzwar mit Strandliegen und Sonnenschirmen, aber mit viel Platz dazwischen und obwohl es Samstag und August war, waren die Liegen fast alle frei. Wir haben uns also für 400 Lek (ca. 3,50 Euro) zwei Liegen mit Sonnenschirm gemietet und da im Schatten unsere Brotzeit gegessen. Restaurants hätte es aber auch gegeben. Die Kinder fanden es supertoll und sind begeistert durch die eher sanften Wellen gehüpft. Nur ich war leider zunehmend lädiert – mir war schon auf der Fahrt flau geworden und am Strand war mir dann richtig schlecht. Wohl an irgendwas den Magen verdorben oder einen Infekt eingefangen. Die weiteren zweieinhalb Stunden nach Ksamil waren für mich dann gar nicht schön (auch wenn die Landschaft, soweit ich das phasenweise mitbekommen habe, wirklich toll war) und auch vor Ort war ich erstmal noch bis zum frühen Abend des nächsten Tags weitgehend ausgeknockt.

Immerhin aber war unsere Unterkunft in Ksamil ein sehr geeigneter Ort fürs Kranksein. Das erste Mal während dieser Reise hatten wir ein ganzes Ferienhaus und ein sehr schönes noch dazu. Mit Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern, großer Terasse und endlich auch mit eigener Küche. Anstatt fettiges Restaurantessen zu mir zu nehmen, konnte ich mich also mit Nudelsuppe wieder aufpäppeln. Hauptstrand von Ksamil im AugustDafür war Martin jetzt auch etwas angeschlagen, wenn es ihn auch nicht ganz so arg erwischt zu haben scheint wie mich. Die Kinder haben sich den Großteil des Tages mit Vorlesen und ausgedehnter YouTube-Zeit ganz gut geschlagen, waren aber irgendwann dann doch recht überdreht. Dass man nicht in Ruhe krank sein kann, gehört wirklich immer wieder zu den absoluten Freuden von Elternschaft. Gegen Abend ist Martin dann also mit den Kindern ein Eis essen gegangen, damit sie mal aus dem Haus kommen. Und auch ich war nachdem ich eine liegebedingte Rückenschmerzepisode und/oder ausgeprägte Sodbrennenattacke mit Schmerzmitteln niedergekämpft hatte, dann irgendwann soweit wieder hergestellt, dass ich mich kurz danach noch aus dem Haus und Richtung Strand wagen und die Auf den Felsen entlang der StrandpromenadeKinder übernehmen konnte. Die erste Begegnung mit dem Hauptstrand von Ksamil war erstmal ein kleiner Schock: jedes noch so kleine Fitzelchen Strand ist mit Liegen vollgestellt. Ich hatte vorher eigentlich sehr ausführlich die Orte an der Riviera-Küste recherchiert, um genau das zu vermeiden, aber anscheinend irgendwie versagt bei meiner Recherche. Tatsächlich berichten viele Reiseblogs von den traumhaften Stränden in und bei Ksamil und auch der Reiseführer schrieb vom „schönen Flair am Strand“. Das gilt dann vielleicht für die Nebensaison, aber ganz sicher nicht für den August: Der Hauptstrand von Ksamil ist der absolute Ballermann-Alptraum. Ich hatte sowas in echt ja noch nie gesehen und muss das so schnell auch wirklich nicht wieder. Dazu kam noch, dass es ja sonntagsvoll und an dem Tag zudem sehr windig war – sollte es also zwischen den Liegen und dem Meer eventuell mal noch einen schmalen Streifen Sand gegeben haben, war er an diesem Tag verschwunden. Ich bin mit den Kindern aber dann die ganz nette Strandpromenade Richtung Norden entlang gegangen und wir haben uns schließlich noch auf die Felsen am Meer gesetzt, den tosenden Wellen zugesehen und uns von der Gischt bespritzen lassen. Da war es dann schon ziemlich schön.

Am nächsten Tag waren vormittags alle soweit fit, dass wir eine der Hauptsehenswürdigkeiten im Süden Albaniens in Angriff nehmen Butrintkonnten – die Weltkulturerbestätte Butrint. Die Gegend dort ist seit etwa 20.000 Jahren besiedelt und es gibt Ruinen aus griechischer, römischer, byzantinischer, venetianischer und osmanischer Zeit. Wir mussten nur knapp drei Kilometer fahren, einen Parkplatz zu finden war allerdings schwer – es war alles schon Amphitheater in Butrintziemlich chaotisch zugeparkt, was generell eine albanische Angewohnheit zu sein scheint. Erst bei der zweiten Runde hatten wir dann Glück und es fuhr direkt vor uns jemand raus. In Butrint selbst war es dann angenehm leer, weil es so groß ist, dass sich selbst eventuelle Menschenmassen wirklich gut verteilen. Sophie hatte eine bisschen schlechte Laune und wusste nicht so recht, was das mit den alten Steinen so sollte, aber Jonathan war ganz begeistert. Die Ruinen sind interessant, aber auch generell ist das ganze Gelände sehr schön und friedlich, weil es zwischen der Lagune und einem Fluss liegt und weil alles bewaldet ist. Es war also auch bei 30 Grad auszuhalten, dafür gab es ein paar Mücken – insofern eine Neuigkeit, weil uns bisher in Albanien noch kaum welche begegnet sind. Butrint hat uns also gut gefallen und wir waren bestimmt zweieinhalb Stunden vor Ort und haben uns alles angeschaut.

Nach der Besichtigung der Ruinen war dann allerdings Martin ein wenig mitgenommen – der ist ja auch noch nicht wieder so richtig fit. Die Kinder und ich haben uns also alleine an den Strand aufgemacht. Diesmal an einen etwas außerhalb, nämlich an den Blick auf die Küste beim Edon-Bina-StrandEdon-Bina-Strand, den ich online als einen der netteren Strände ausgemacht hatte. Von unserem Ferienhaus ist er etwa vier Kilometer weg und man muss ein Stücken laufen (hin bergab, zurück dann natürlich wieder bergauf), sofern man wie wir kein Allradfahrzeug hat. Aber dafür wurden wir nicht enttäuscht. Zwar gibt es in der Hochsaison dort auch Liegen und Musik, aber tatsächlich nur ein paar und ein bisschen Infrastruktur (und vor allem Schatten) ist ja manchmal auch gar nicht so schlecht. Am Edon-Bina-StrandWir haben glücklich die letzten beiden Liegen mit Schirm ergattert (hier für 1000 Lek – in Ksamil-Zentrum sind es wohl 1500 bis 2000 Lek) und dann den Nachmittag mit Ausruhen und Toben in den heute immer noch ziemlich hohen Wellen verbracht. Jonathan liebt das ja sowieso und Sophie war das erste Mal in so wilden Gewässern baden und fand es nach anfänglichen kleinen Panikattacken als sie die erste Welle überrollt hatte, ziemlich cool. Das Meer ist hier wirklich umwerfend türkis und der Blick auf die vor Ksamil liegenden kleinen Inseln und auf das große Korfu dahinter sehr toll. Dieser Strandnachmittag hat mich also ein wenig mit Ksamil versöhnt – in dieser friedlichen Bucht lies sich durchaus erahnen wie schön es hier wohl in der Nebensaison generell ist.

Nun hoffen wir, dass Martin bis morgen soweit wieder hergestellt ist, dass wir weiterreisen können. Diesmal wollen wir aber zum Glück nicht ganz so weit – das eineinhalb Stunden weiter nördlich an der Küste liegende Himarë ist unser Ziel.

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