Košice und der Nationalpark Slowakisches Paradies

Von aufregenden Schluchten und schönen Gewässern

Von der Hohen Tatra zu unserem nächsten Unterkunftsort südlich des Nationalparks Slowakisches Paradies hätte es nur knapp eine Stunde gedauert, weswegen wir uns entschieden haben, diesmal einen Umweg zu fahren und die laut Reiseführer „schönste Stadt des Landes“ Košice im Südosten der Slowakei zu besuchen – europäische Kulturhauptstadt 2013. Die Hinfahrt dauerte mit einem kleinen Fotostopp an der Spišský hrad / Zipser Burg – die gerade renoviert wird, weshalb wir auf eine Besichtigung verzichtet haben – etwa eineinviertel Stunden, sodass wir pünktlich zum Mittagessen in Košice waren. Essen gab es im La Hacienda, einem sehr guten mexikanischem Restaurant. Die Kinder konnten sich auf dem Spielplatz des gegenüberliegenden italienischen Restaurants austoben, so dass es ein sehr friedliches Mittagessen war. Danach sind wir einmal die Fußgängerzone und zentrale Straße der Altstadt Hlavná rauf- und runtergegangen und haben dabei den Elisabethsdom besichtigt. Da kann man innen eine gotische Zwillingswendeltreppe hochgehen, das war cool. Den Turm des Doms haben wir auch erklommen – die Kinder hatten viel Spaß mit einer kleinen Glocke, die man oben läuten konnte. Die Hlavná wird von schönen alten Häusern gesäumt und in der Mitte der breiten Straße gibt es auch immer wieder kleine Parks – in einem davon prinzipiell auch den „Singenden Brunnen“, einen Springbrunnen, der immer zur vollen Stunde zum Glockenspiel des Doms tanzt. Wir wären auch top zur vollen Stunde dagewesen, leider wird der Brunnen aber grade saniert und tanzt deshalb nicht. Dafür gab es noch ein Eis und dann ging es mit einem Einkaufsstopp in eineinhalb Stunden nach Dobšiná, wo wir die nächsten drei Nächte eine Ferienwohnung haben.

Die Vermieter der Ferienwohnung in Dobšiná haben uns sehr herzlich willkommen geheißen und sind sehr nett, so ganz warm wurde ich mit der Wohnung allerdings nicht. Es gab prinzipiell an der Ausstattung nichts auszusetzen und es gab auch Spielgeräte für die Kinder und einen schönen Außensitzbereich im Hof, aber die Wohnung liegt etwas eingekastelt zwischen hohen Mauern und ist deshalb recht dunkel – wer schon länger mitliest, weiß, dass ich das gar nicht mag. Immerhin gibt es eine Waschmaschine, sodass wir nun mit lauter sauberen Klamotten in die zweite Urlaubshälfte starten. Dobšiná selbst liegt hübsch zwischen grünen Hügeln, wirkt aber ein wenig heruntergekommen. Eigentlich wäre ich gerne in Dedinky untergekommen, einem kleinen Dorf im Nationalpark, das wunderhübsch an einem See liegt, aber da war leider nichts Bezahlbares und für uns Passendes zu finden. Deshalb also das 15 Minuten entfernt liegende Dobšiná, im Nachhinein hätte ich aber durchaus mehr Geld ausgegeben, um direkt in Dedinky zu sein. Interessant übrigens auch, dass hier in der Gegend sehr viele Roma leben. Hier in Dobšiná prägen sie das Ortsbild deutlich und vor dem Supermarkt auf dem Weg von Košice waren ganze Gruppen bettelnder Roma-Kinder – durchaus etwas verstörend so mitten in Europa. Generell haben die hier lebenden Roma wohl in der slowakischen Gesellschaft einen recht schweren Stand und leben oftmals in großer Armut.

In Dobšiná selbst waren wir allerdings sowieso eigentlich nur zum Schlafen und sonst die ganze Zeit unterwegs. Das Slowakische Paradies ist tatsächlich ein Wanderparadies, bekannt für seine abenteuerlichen Schluchtwanderungen, die Sophie allerdings leider allesamt noch nicht gehen kann – und die wirklich krassen Wege wären wohl auch für Jonathan noch zu viel oder zu weit. Damit ich über all die verpassten Abenteuer nicht allzu sehr verzweifle, war Martin so nett, jeweils ein paar Stunden am Tag allein etwas mit Sophie zu unternehmen, damit Jonathan und ich wandern gehen können. Am ersten Tag wollten wir uns die Eishöhle von Dobšiná anschauen, die allerdings anders als es der Name vermuten lässt, etwa 20 Minuten von Dobšiná entfernt liegt. Martin und Sophie haben Jonathan und mich in Stratená rausgelassen, von wo aus wir zur Eishöhle gewandert sind. Der Weg führt zuerst am Bach Tiesňavy entlang und dann von hinten über den Berg, in dem die Eishöhle liegt, zur Höhle. Es war ein wirklich sehr abenteuerlicher Weg, auf dem man wackelige Brücken überqueren, Leitern erklimmen und am Bachbett entlang gehen musste. Am Ende ging es sehr steil den Berg rauf und dann wieder runter. Für die sieben Kilometer (und 300 Höhenmeter hoch und 100 wieder runter) haben wir knapp zweieinhalb Stunden gebraucht. Es war ganz schön anstrengend und weil der Weg so wenig begangen wird – das erste Mal in der Slowakei haben wir beim Wandern nur eine Handvoll andere Leute getroffen – mussten wir uns immer wieder durch Brennnessel-Felder schlagen. Wir waren aber beide sehr angetan von der Wanderung und Jonathans Erwartungen an den Abenteuergrad beim Wandern werden zukünftig wohl deutlich höher liegen.

An der Höhle angekommen, erwartete uns eine freudestrahlende Sophie. Zusammen haben wir dann die Eishöhle angeschaut, die zwar nicht spektakulär ist, aber schon eine schöne Höhle. Führungen (allesamt auf Slowakisch) starten im Sommer bei Andrang alle 10 Minuten und man kann sich vor Ort sehr stressfrei einfach Tickets kaufen. Insgesamt alles ein etwas teurer Spaß (5 Euro Parken, 30 Euro Eintritt für uns zusammen, Fotoerlaubnis würde nochmal 10 Euro extra kosten) für 30 Minuten Führung, bei der man nichts versteht. Aber die Höhle ist schön, es ist lustig, auf einmal bei 0 Grad unterwegs zu sein, und der Weg zur Höhle führt durch eine hübsche Landschaft. Kann man also durchaus machen, fand ich. Nachdem dann nachmittags anders als eigentlich angekündigt, doch kein Gewitter kam, waren wir noch alle zusammen an einem gestauten Flussarm (bei Stratenská Píla), wo es wunderbar friedlich war bzw. ohne unsere lärmenden und leicht zänkischen Kinder gewesen wäre. Ab und zu kam mal ein Boot oder SUP vorbei und Sophie und ich waren schwimmen. Es gab dort einige Wochenendhäuschen, auf deren Bewohner ich sehr neidisch war. Wirklich ein sehr hübsches Fleckchen da.

Auch am nächsten Tag waren für den Nachmittag wieder Gewitter angesagt, weshalb wir einigermaßen früh aufgestanden sind, um durch die Schlucht Zejmarská roklina zu wandern. Martin und Sophie haben uns nach Biele Vody (bei Dedinky) gebracht, von wo aus Jonathan und ich durch die Schlucht auf den Berg Geravy gewandert sind. Die Schlucht war noch abenteuerlicher als die gestrige Wanderung und Jonathan hat begeistert und mit großer Sicherheit Eisenleitern erklommen und ist durchs Bachbett gehüpft. Nach etwa 50 Minuten waren wir auf dem Geravy und genauso lang haben wir dann den Berg runter nach Dedinky gebraucht, wo wir uns mit Sophie und Martin zum Mittagessen im Restaurant Pastierňa getroffen haben.

Nach dem Mittagessen ist dann Martin zur gleichen Tour aufgebrochen, allerdings mit dem Einer-Sessellift wieder untergefahren, der jahrelang außer Betrieb war und nun pünktlich zu unserem Urlaub Anfang August 2023 wieder den Betrieb aufgenommen hat. Das ist ein cooler Lift, mit dem ich auch gerne gefahren wäre, Kinder dürfen aber erst ab 1,25 Meter Körpergröße mitfahren. Sophie hätte also sowieso nicht fahren dürfen und auch bei Jonathan, der groß genug gewesen wäre, hätte ich jetzt kein allzu gutes Gefühl gehabt. Die Kinder und ich waren am See während Martin unterwegs war. Da haben wir auf Wunsch der Kinder, die von der großen Auswahl an Booten ganz geflasht waren, ein Tretboot gemietet – mit Rutsche! – und waren planschen. Wieder kam das angekündigte Gewitter nicht, sodass wir den ganzen Nachmittag bei Sonnenschein am schönen See verbringen konnten.

Und damit geht unsere Zeit in den slowakischen Bergen dann auch zu Ende. Morgen machen wir uns auf den Weg nach Banská Štiavnica, unserer letzten Station in der Slowakei.

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