Kruja

Vom Wohnen auf der Burg und kindlichen Basarbegehren

Aus dem schönen Valbona-Tal ging es nun Richtung Süden. Dazu mussten wir erst einmal durch sehr bergiges Gebiet – prinzipiell gab Unterwegs auf der SH23es drei Möglichkeiten: nochmal Fähre fahren, über die SH22 (kürzer, aber dafür mit sehr, sehr vielen Kurven) oder über die SH23 (länger, aber dafür ein bisschen weniger kurvig). Wir haben uns für die letzte Variante entschieden, was auch die Google Maps-Empfehlung war. Im Restaurant bei KukësDie SH23 war prinzipiell gut zu fahren, wenn sie auch recht schmal war, man also bei Gegenverkehr immer abbremsen musste. Ich fand es eine landschaftlich schöne Strecke, die Kinder haben sich allerdings als wenig serpentinentauglich erwiesen. Beide hingen wie ein Schluck Wasser auf der Rückbank und Sophie vor der Fahrt Trinkjoghurt gegeben zu haben, war möglicherweise nicht eine meiner allerbesten Ideen. Aber nach etwa zweieinhalb Stunden hatten wir es bis nach Kukës geschafft. Da waren wir in einem netten Restaurant (im „Kulla e Lumës“) mit Spielplatz und Blick auf den Stausee Mittagessen und die Kinder waren dann auch schnell wieder hergestellt. Kurz nach Kukës ging es dann auf die wunderbar zweispurige Autobahn und auf der in weiteren zwei Stunden nach Kruja.

In Kruja angekommen wartete dann die ultimative Fahrherausforderung – der Weg auf die Burg, auf der unser Hotel für die nächsten zwei Nächte lag. Martin, sonst der ruhigste Autofahrer Unsere Unterkunft auf der Burg von Krujaüberhaupt, hat doch etwas geschwitzt, denn der Weg war sehr eng und steil und führte halb durch den Basar, nur um dann oben auf einem ungeteerten und sehr unebenen Platz zu enden. Wir waren da aber richtig und konnten glücklich in unser Zimmer bei Rooms Emiliano einziehen – ganz oben auf der Burg. Nächtlicher Blick von der BurgDas Vierbettzimmer dort ist okay, wirklich fantastisch ist vor allem der Blick vom dazugehörigen Restaurant. Da sitzt man direkt auf den Burgmauern und hat einen tollen Blick über Kruja und Tirana bis hin zum Meer. Den Besitzer fand ich in seiner Freundlichkeit ein bisschen zu aufdringlich, weil er ständig versucht hat, uns fürs Abendessen ein großes traditionelles Menü aufzuquatschen. Essen gehen war mit den Kindern an dem Abend aber nicht ganz so entspannt, weil sie sich auf dem kleinen Spielplatz dort nicht so lang beschäftigen konnten und ja schon den ganzen Tag im Auto gesessen hatten. Wir haben also nur al la Carte gegessen. Das allerbeste an dem Hotel ist, dass das Babyfon bis ins Restaurant reicht, wir also abends gemütlich und Blick auf das Glitzermeer und auf startende und landende Flugzeuge am Flughafen bei Tirana in Ruhe und ohne Kinder Wein trinken konnten.

In Kruja selbst wollten wir gar nicht so viel – es war nur eine Zwischenstation auf dem weiten Weg nach Süden. Nach einem Basarleckeren Frühstück mit Ausblick haben wir uns die Burgruine angeschaut und sind durch den Basar geschlendert – was mit Kindern, die ungefähr alles, was es dort gibt, ganz und gar fantastisch finden und sehr gerne kaufen würden, nicht vollkommen entspannt war. Der Basar ist aber ganz nett und einen Park mit Spielplatz haben wir auch noch gefunden. Nach einer ausgedehnten Mittagspause – es hatte 35 Grad – sind Sophie und ich Eisessen gegangen (Jonathan hatte derweil einen Wutanfall und durfte deshalb Blick auf Burgruine und Skanderbeg-Museumerst später Eis essen) und anschließend waren Jonathan und ich noch im Skanderbeg-Museum (was wiederum bei Sophie zu einem Wutanfall geführt hat, weil sie auch mitkommen wollte). Das Museum hat die Tochter des ehemaligen kommunistischen Diktators Enver Hoxha entworfen – inklusive mehrerer monumentaler Wandgemälde und Wandmosaiken, die historisch aussehen, aber eben aus dem Jahr 1982 stammen. Skanderbeg war ein Adliger und Feldherr im 15. Jahrhundert und ist der albanische Nationalheld, weil er mehrere Jahrzehnte lang sein Fürstentum gegen die Osmanen verteidigen konnte. Tatsächlich scheint Skanderbeg immer noch beträchtliches Identifikationspotential zu haben – so wurde ich von mehreren Familien gebeten, sie vor seinem (replizierten) Helm und Schwert zu fotografieren. Jonathan fand vor allem die im Museum laufenden Filme spannend, völlig nebensächlich war dabei, dass er natürlich kein Wort verstanden hat.

Abends waren wir in einem der anderen Restaurants auf dem Burgberg, das einen größeren Spielplatz hatte und damit mehr Friedlichkeit beim Essen versprach. Und nun wartet noch eine letzte Nacht auf der Burg und falls wir morgen einigermaßen heil den Berg wieder herunterkommen, geht es dann ans Meer. Unser nächstes Ziel ist Ksamil ganz im Süden Albaniens.

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