Livingston

Von der Annäherung an die Karibik

 

Auf dem Río Dulce nach LivingstonDie Fahrt von Río Dulce nach Livingston war sicherlich der unkomplizierteste Ortswechsel unserer Reise. Um halb 10 holte uns ein Boot am Steg der Finca Tatin ab, um uns dann nach einer Fahrt durch einen sehr schönen Teil des Flusses mit hohen, dicht bewaldeten Pelicane in LivingstonFelswänden und vorbei an ganz vielen Pelikanen und Reihern eine halbe Stunde später am Steg der Casa Rosada in Livingston abzusetzen. Die Casa Rosada ist nicht spektakulär, die Bungalows sind ein bisschen dunkel und es gibt nur Gemeinschaftsbäder, aber sie liegt schön an der Mündung, wo der Río Dulce in den Atlantik fließt und hat einen hübschen Steg und Garten. Und nachdem für die zweite Nacht kein Bungalow mehr frei war, sind wir heute ins Haupthaus umgezogen. Das besteht aus einer Art Schlafsaal, von dem aber einzelne Zimmer mit dicken Decken abgetrennt sind. Da haben wir nun ein solches Zimmern und das ist hell und luftig (das ganze Stockwerk hat keine Fenster, nur Matten, die man als Regenschutz herunterrollen könnte – wird wohl niemals kalt hier) und nachdem da außer uns niemand ist, haben wir jetzt ein ganzes Stockwerk für uns, ein Privatbad und einen Privatbalkon.

 

Livingston selbst ist anders als der Rest von Guatemala. Hier leben (auch) Garifuna, Nachfahren schiffbrüchiger schwarzer Sklaven, die im 17. Jhd. auf der LivingstonKaribikinsel St. Vincent gestrandet sind und sich im Laufe der Zeit mit der karibischer Bevölkerung vermischt haben. Im 18. Jhd. kam es dann zum Kampf Topadogegen die Engländer, den die Garifuna verloren und deshalb als Bestrafung auf die Honduras vorgelagerte Insel Roatán deportiert wurden. Von da aus haben sie sich nach und nach über die Atlantikküste Mittelamerikas ausgebreitet und heute leben sie in Guatemala vor allem in Livingston. Und Livingston ist eben auch in der Karibik und ein bisschen merkt man das schon, die Stimmung ist anders als in anderen guatemaltekischen Städten und die Häuser sehen ein bisschen anders aus. Und es gibt andere Musik und anderes Essen, Kokosnussbrot zum Beispiel. Das berühmteste Essen ist Topado, ein Meeresfrüchteeintopf mit Kochbananen in Kokosmilch. Martin hat den gestern Abend gegessen und es lag ein ganzer Fisch drin und ein großer Krebs drauf. War etwas umständlich zu essen, schmeckte aber interessant (mein Urteil) bzw. sogar sehr gut (fand Martin). Außerdem waren wir hier noch im Buga Mama essen, einem Lokal, das von einer Hilfsorganisation betrieben wird, die junge Indigenas in Tourismus ausbildet. Da gab es sehr gutes Essen – lustigerweise auch viel thailändische Küche und das Pad Thai war das beste, das ich je außerhalb Thailands gegessen habe.

 

Ansonsten waren wir gestern den Ort erkunden und sind an der Küste in Richtung Norden gelaufen. Ich finde Livingston ziemlich interessant, aber es ist Palmen und Müllsicherlich nicht so, wie man sich einen Karibikort Hängemattenhäuschenerträumen würde. Es gibt zwar viele Palmen, aber ein Strand ist quasi nicht vorhanden, das Wasser eher trüb und es liegt ziemlich viel Müll herum, der hier wohl von sonstwo angeschwemmt wird (wir haben ein paar Shampoo-Flaschen auf ihre Herkunft inspiziert). Trotzdem war es ein netter Strandspaziergang und wir sind bis zu einem etwas außerhalb gelegenen Hotel gekommen (Hotel Salvador Gaviota), in dem wir dann was getrunken haben und die vier Ärzte aus dem Bus von Poptún nach Río Dulce wiedergetroffen haben. In den Hängematten auf dem Steg des Hotels (die gibt es hier überall quasi als Strandersatz und die sind ziemlich prima) haben wir dann den Rest des Nachmittags verbracht. Heute hätten wir gerne einen Bootsausflug in die richtige Karibik gemacht, aber keiner wollte uns hinbringen. Theoretisch werden von hier aus nämlich Boots- und Schnorcheltrips zu den Cayos Sapodillas in Belize angeboten und das hätten wir trotz des Preises von insgesamt 70 Dollar gerne gemacht. Praktisch wollte uns aber keiner hinbringen, weil der Trip erst ab 8 Personen stattfindet. Da will man ihnen viel Geld geben und dann wollen sie es nicht.

 

Also haben wir dann den für Livingston klassischen Ausflug unternommen und sind (für 10 Euro) zu den Siete Altares und zur Playa Blanca gefahren. Die Siete Altares sind Kaskaden im Regenwald, wo eben ein Wasserfall über mehrere Becken ins Meer fließt. Das war ganz nett, richtig beeindruckend ist es aber wohl Siete Altaresnur während der Regenzeit und außerdem wohl auch immer ein bisschen fad, wenn man kurz vorher in Semuc Champey war. Außerdem gab es viele Mücken. Wir siPlaya Blancand da also nur ein bisschen herumgeklettert und dann weiter zur Playa Blanca gefahren. Der Bootstrip war sehr angenehm, weil wir nur zu viert waren und außerdem die beiden anderen Mitreisenden schon aus Semuc Champey bzw. von der anstrengenden Fahrt von Semuc nach Flores kannten. Als uns der Fahrer am Morgen gesagt hat, dass noch zwei Leute kommen werden, war ich mir fast sicher, dass wir die kennen würden und so war es dann auch. Die Playa Blanca ist ein Privatstrand, der nur per Boot zu erreichen ist und an dem es keinen Müll, aber dafür weißen Sand, Palmen und Hängematten gibt. Da wurden wir dann ein paar Stunden ausgesetzt und haben unseren letzten richtigen Urlaubstag mit Baden und Lesen verbracht und haben uns dann doch sehr in der Karibik gefühlt. Das war also sehr schön. Nach einer sehr wilden Fahrt zurück (nachmittags kommt hier immer Wind auf und dann gibt es sehr hohe Wellen und mit so einem kleinen Boot fällt man dann schon mal zwei Meter tief und fühlt sich wie in einem Karussell), haben wir den Rest des Tages auf unserem neuen Privatbalkon und mit gutem Essen verbracht, bevor es dann frühmorgens für einen letzten Tag zurück nach Antigua ging.

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