Kapstadt und die Kap-Halbinsel

Von ersten Begegnungen mit wilden Tieren und den vielen Sehenswürdigkeiten der Kap-Region

So, auf also nach Südafrika. Am Abflugtag haben wir quasi durchgehend gepackt und sind grade so fertig geworden bevor es zum Flughafen ging. Ganz schön viel Gepäck ist es schließlich geworden: drei große Koffer, zwei Autositze, ein Buggy, eine Wickeltasche, ein kleiner Rucksack und ein Handgepäckskoffer. Nachdem wir davon das meiste eingecheckt hatten, konnten wir noch für eine halbe Stunde in die Lounge (diesmal über irgendeinen Dreh von Martin mit irgendwelchen Kreditkarten). Das war gut, weil wir da noch in Ruhe was essen konnten, bevor es ins Flugzeug ging. Sophie ist dann während des Starts einfach auf meinem Schoß eingeschlafen und auch Jonathan war ziemlich brav. Kurz mussten wir dann noch den Schock verdauen, dass wir aus irgendeinem Grund nicht auf der Liste für die reservierten Babykörbe aufgetaucht sind, obwohl wir natürlich reserviert hatten. Also kein Bett für Sophie, weil es nur vier Körbe an Bord gab. Wir hatten dann aber Glück im Unglück, weil wir (auch dank klug aufgegangener Reservierungstaktik) in der einen Reihe zwei freie Sitze neben uns hatten. Da haben wir dann mithilfe unseres Handgepäcks und vielen Kissen eine rausfallsichere Ablage für Sophie gebastelt und da konnte sie dann eigentlich ganz gut liegen. Mit Abendessen und allem hat es dann noch etwas gedauert bis Ruhe im Flugzeug war, aber um 10 Uhr schlief Jonathan (einfach in seinen Sitz gekuschelt und eingeschlafen, das große Kind) und um 11 dann auch Sophie. Die ersten paar Stunden hat sie sich auch brav ablegen lassen, dann wollte sie nur noch auf dem Arm schlafen, aber insgesamt ging es ziemlich okay und beide Kinder haben es super gemeistert. Überhaupt waren alle Babys an Bord (insgesamt wohl 11 Stück, meinte eine Stewardess) sehr brav, nur einige ältere Geschwister haben ziemlichen Terz gemacht. Nach der Erfahrung dieses Fluges ist das Fliegen mit Zwei- bis Dreijährigen am herausforderndsten. Gut, dass unsere Kinder so einen großen Altersabstand haben. Unheimlich viele Leute mit zwei Kindern sind hier übrigens unterwegs. Anscheinend ist Südafrika das Reiseland schlechthin für die zweite Elternzeit. Um 5 Uhr morgens ging das Licht im Flugzeug wieder an und um kurz vor 7 (Ortszeit 8 Uhr) waren wir dann in Kapstadt. Die Koffer waren sehr fix da, ein bisschen gedauert hat es dann allerdings bis wir eine südafrikanische SIM-Card und unser Mietauto hatten. Unser ganzes Zeug ging auf den Zentimeter genau in den Kofferraum und weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, musste sich der arme Martin dann als Erster in den Linksverkehr stürzen.

Hat er aber souverän gemeistert und am späten Vormittag waren wir nach halbstündiger Fahrt in Muizenberg, einem Vorort südöstlich von Kapstadt, das wir uns als Station für die ersten fünf Nächte auserkoren haben. Da durften wir zum Glück schon weit vor der eigentlichen Check-In-Zeit in unser Ferienhaus einziehen, was wirklich sehr gut war. Zuerst mussten wir aber hineinkommen, was sich als schwierig herausstellte, weil die Schlüsselbox sich nach der Eingabe des uns mitgeteilten Codes einfach nicht öffnen wollte. Da waren wir dann kurz etwas verzagt, aber zum Glück brachte ein Schriftwechsel mit der Vermieterin Klarheit. Statt der auf unserem Ausdruck angegebenen Hausnummer 3, in die wir so verzweifelt versucht hatten, vorzudringen, handelte es sich bei unserem Ferienhaus um die Nummer 3A. Da funktionierte der Code dann auch und wir konnten endlich ganz ankommen. Ich glaube, wir hatten ziemlich Glück, dass niemand die Polizei gerufen hat und kein Alarm losging solange wir versucht haben, in das falsche Haus einzuziehen. Ist ja alles mit tausend Gittern und Türen und Alarmanlagen gesichert hier. Das richtige Ferienhaus ist jedenfalls sehr hübsch. Es gibt ein großes Wohnzimmer, die am besten ausgestattete Küche, die ich je in einem Ferienhaus gesehen habe, drei Schlafzimmer, zwei Bäder und einen netten Garten. Da haben wir dann ein bisschen Mittagspause gemacht (wobei das große Kind trotz des wenigen Nachtschlafs recht unkooperativ war) und sind dann zum Stand aufgebrochen, der in etwa fünf Minuten zu Fuß erreichbar ist. Hach, und was ein toller Strand. Jonathan war enorm glücklich und hat begeistert Fangen mit den Wellen gespielt. Sophie hat in der Rückentrage das meiste verpennt, hat aber in ihren wachen Zeiten auch vergnügt vor sich hingebrabbelt. Das Wetter war sonnig und angenehm, so um die 25 Grad vielleicht. Am Strand fühlt sich das allerdings deutlich kälter an, weil es hier immer windig ist. Dafür ist die Kap-Region ja bekannt, aber ich war trotzdem überrascht, wie windig es war. Aber trotzdem wunderschön. Im Wasser konnte man viele Kite-Surfer beobachten und am Strand stehen die bunten Badehäuschen, für die Muizenberg bekannt ist. Sind auch wirklich sehr fotogen.

In der Nacht tobte dann der Sturm ums Haus. Es haben aber trotzdem alle gut geschlafen – das Baby war so fertig, dass es von halb 9 Uhr bis 5 Uhr morgens durchgeschlafen hat. Und dann nochmal drei Stunden. Nach dem Frühstück sind wir nach einem kurzen Supermarktstopp gleich in Richtung Tafelberg aufgebrochen. Diesmal ich am Steuer. Die erste halbe Stunde im Linksverkehr war recht nervenaufreibend, aber jetzt habe ich es gut raus. Man gewöhnt sich wirklich sehr schnell um. Eigentlich wollte ich am ersten Tag mit einer Kap-Rundfahrt starten, aber der Himmel war strahlend blau und nachdem es das hier nicht so oft gibt, wollten wir die Chance nutzen und auf den Tafelberg fahren. Nicht ganz überraschend waren wir dann allerdings nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so war die Schlange vor der Gondelbahn unendlich lang. Entmutigt wollen wir schon fast wieder fahren – wir hätten uns ja mit den Kindern nicht eineinhalb Stunden in die Mittagssonne stellen können. Nachdem wir dann aber einen relativ nahen Parkplatz gefunden hatten und Jonathan vor sich hinnörgelte, dass er aber unbedingt Seilbahn fahren wolle, dachten wir, wir schauen uns das ganze mal an. Und tatsächlich ist es so, dass die Mitarbeiter Mitleid haben, wenn man da mit kleinen Kindern auftaucht. An der Kasse sagen sie dazu nichts, aber wenn man die Security-Leute anspricht, ob es eine Schlange extra für Familien gibt, dann schicken sie einen durch den Personaleingang mit dem Lift direkt zum Eingang der Gondelbahn. Glück gehabt also. Oben angekommen, haben wir dann erstmal Brotzeit gemacht. Das ging zunächst gut, wurde dann aber irgendwann rüde unterbrochen, weil freche Klippschliefer unser Essen klauen wollten (oder das Baby, das war nicht ganz klar). Weil Jonathan und ich zum Zeitpunkt der Invasion grade unterwegs waren, musste der arme Martin Essen und Baby tapfer mit Händen und Füßen gegen diese aggressiv blickenden Riesenmeerschweinchen verteidigen. Erste Begegnungen mit Südafrikas wilden Tieren also. Dafür gibt es jetzt hübsche Klippschliefer-Fotos und eine nette neue Familienanekdote. In einer knappen Stunde haben wir dann das Plateau umrundet und den wirklich sehr schönen Blick über Kapstadt genossen. In die Schlange nach unten mussten wir uns dann leider ganz regulär anstellen, das hat auch nochmal eine halbe Stunde gedauert. Unten stand dafür dann niemand mehr: Unser Tipp wäre also, den Tafelberg am Nachmittag und nicht am Vormittag zu besuchen. Nerviger war dann allerdings der Weg zurück. Da standen wir in Kapstadt ewig im Stau und haben statt 40 Minuten, eineinhalb Stunden zurück gebraucht. Das große Kind war nur durch viele Süßigkeiten zu besänftigen und sogar unser sonst so braves Baby musste zwischendurch ganz schön schreien, weil ihr so heiß war im Sitz und die Sonne fies geblendet hat. Irgendwann hatten sich dann aber alle wieder beruhigt und wir haben den Tag nochmal beim Wellenhopsen am sogar an diesem heißen Tag sehr windigen Muizenberger Strand und beim Fish and Chips-Essen ausklingen lassen.

Am nächsten Tag stand dann aber die Fahrt zum Kap an. Den ersten Stopp gab es schon nach 25 Minuten am Boulders Beach, denn da wohnen die Tierchen, auf die ich mich am allermeisten gefreut hatte: Pinguine! Eine große Kolonie Brillenpinguine lebt da direkt am Strand. Das Gelände ist schön angelegt und man kann es über mehrere Holzstege erkunden. Und überall, wirklich überall sitzen Pinguine. Im Wald brüten sie in kleinen Erdhöhlen und am Strand waren hunderte. Ich war sehr beglückt. Da wo die meisten Pinguine sind kann man nicht zum Strand, sondern beobachtet sie von einer Plattform aus. Aber an einer anderen Stelle kann man dann ganz ans Wasser. Eine sehr hübsche Bucht war das und allzu viel war auch nicht los. Am Rand konnte man auf Holzbänken im Schatten sitzen und da haben wir dann erstmal gepicknickt. Das Wasser war thailandblau und es war sehr schön und friedlich. Zumindest so lange bis Jonathan den dreieinhalbjährigen Ferdinand kennengelernt hat und sie gemeinsam bestimmt eineinhalb Stunden im Wasser getobt und sich mit Algen beworfen haben. Da war es dann immer noch schön, aber nicht mehr wirklich friedlich. Ab und zu watschelte ein Pinguin vorbei. Oder ein Klippschliefer schaute um die Ecke. Sehr gut gefallen hat es uns also am Boulders Beach.

So gegen 2 haben wir uns dann aber wieder auf den Weg gemacht, denn wir wollten ja noch ganz runter ans Kap fahren. Das dauerte nochmal so knapp 35 Minuten, die aber recht friedlich waren, weil beide Kinder größtenteils geschlafen haben. Wir sind zuerst zum Kap der Guten Hoffnung gefahren. Auf das obligatorische Erinnerungsfoto vor dem entsprechenden Schild haben wir verzichtet, weil wir keine Lust hatten, dafür Schlange zu stehen. Stattdessen haben wir das Kliff bestiegen. Bei sowas ist Jonathan Feuer und Flamme. So nervig sonst seine überbordende Energie manchmal ist, ist sie beim Wandern und Erkunden Gold wert. Kaum hatte ich ihn aus seinem Tiefschlaf geweckt, meinte er nur: „Ich will jetzt endlich diesen Berg da besteigen“ und stiefelte los. Wieder unten ging es dann mit dem Auto noch weiter zum Cape Point. Da gibt es viele Paviane am Parkplatz, die da versuchen, Essen zu stibitzen. Vor denen hatte Jonathan vorher ziemlich Respekt, fand sie dann aber doch sehr spannend. Vom Parkplatz aus hätte man mit einer Zahnradbahn zum Leuchtturm fahren können, nachdem das große Kind aber immer noch viel Wanderkraft hatte und das kleine Kind schon wieder müde war, sind wir gelaufen. Der Blick auf das Kap der Guten Hoffnung und die davorliegende Bucht war sehr schön. Und auf der Rückfahrt haben wir dann auch noch ein paar Strauße gesehen. Große Tierausbeute also an diesem Tag und Jonathan findet es ganz schön spannend, dieses Südafrika. Um halb 7 waren wir dann geschafft wieder daheim. Nur noch schnell was gekocht, gegessen, den gröbsten Schmutz abgeduscht und dann sind die kleinen Familienmitglieder ziemlich schnell eingeschlafen.

Am dritten Urlaubstag wollten wir den Chapman`s Peak Drive fahren, laut Reiseführer, „eine der schönsten Meerblickstraßen der Welt“. Erstmal ging es also in gut 20 Minuten über ein sehr schönes Hochplateau nach Noordhoek und von da dann über den neun Kilometer langen Chapman`s Peak Drive an der Küste entlang nach Hout Bay. Der Blick über die Steilküste war sehr hübsch, allerdings sind wir grade auf den Kanaren oder auf Madeira durchaus schon Straßen gefahren, die mindestens genauso schön waren. An einem der Picknickplätze haben wir Mittagessen gegessen. Der Ausblick war phänomenal, es war allerdings sehr windig und das war Jonathan unheimlich. Sophie dagegen findet Wind wohl lustig, sie erzählt dann immer ganz viel. Am Strand von Hout Bay gab es eine kurze Strand- und Wickelpause bevor wir dann noch weiter in den Kirstenbosch National Botanic Garden gefahren sind. Der ist UNESCO-Welterbestätte und auch wirklich wunderschön. Besonders gefallen haben mir der Kakteenteil und der Tree Canopy Walkway, bei dem man über eine 130 Meter lange Brücke durch die Baumwipfel gehen kann. Und es war auch sehr schön, einfach die Picknickdecke auszubreiten und die schöne Landschaft und nette Stimmung zu genießen.

Und dann kam auch schon der letzte Tag auf dem Kap. Da wollten wir dann endlich tatsächlich nach Kapstadt. Nachdem wir nicht so viel Lust hatten, da selbst mit dem Auto herumzufahren und dauernd Parkplatz zu suchen, haben wir uns für eine Fahrt mit einem dieser roten Stadterkundungsdoppeldeckerbusse entschieden. Dafür sind wir nach Camp`s Bay gefahren, wo wir auch direkt an der Strandpromenade einen schönen Parkplatz gefunden haben. Anders als an den anderen Stränden hier gibt es in Camp`s Bay hinter dem Strand noch einen Grünstreifen mit Bäumen, auf dem man prima im Schatten liegen kann. Das war also optimal und da haben wir erstmal Picknick gemacht und Jonathan hat auf einem Spielplatz herumgetobt. Danach ging es mit dem Sightseeing-Bus in einer halben Stunde zur Waterfront. Die Gegend rund um zwei alte restaurierte Hafenbecken ist ein riesiges Vergnügungs- und Shoppinggelände. Die Stimmung da ist schön, aber es ist schon auch sehr auf Konsum und Kommerz ausgerichtet. Aber darüber zu bummeln war nett und es gab auch einen Spielplatz und schließlich noch Eis für alle. Und wir haben eine Robbe im Hafenbecken entdeckt und uns gefreut. Mit dem Bus sind wir dann weiter in das Viertel Bo-Kaap, das bekannt ist für seine bunten Häuser. Da war es dann ein bisschen stressig für uns, weil Jonathan kein bisschen gehört hat, aber nicht an der Hand gehen wollte, es aber nur zum Teil Gehwege gab und die auch immer wieder mit dem Buggy nicht begehbar waren. Außerdem waren wir bei manchen der kleinen Nebenstraßen unschlüssig, ob es jetzt sicher gewesen wäre, da alleine durchzuschlendern. Wir waren also nur relativ kurz in der Wale Street und haben ein paar bunte Häuser fotografiert, bevor es dann mit dem Bus zurück nach Camp`s Bay ging. Da lagen wir dann noch ein Stündchen im Schatten und Jonathan und ich waren in den eisigen Wellen hüpfen und in einem abgetrennten und deutlich wärmeren Meeresschwimmbecken baden. Sehr schön fand ich es in Camp`s Bay und so war das ein toller Abschluss für diese sehr ereignisreichen ersten Tage in der Kap-Region. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Bredasdorp, von wo aus wir das Kap Agulhas und das De Hoop Nature Reserve anschauen wollen.

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