Haifa und Akko

Von schönen Gärten und seltsamen Multimedia-Shows

 

Von Amman aus haben wir uns auf den Weg Richtung Israel gemacht. Eigentlich wollten wir dafür die Grenze ganz im Norden nehmen (Sheikh Hussein Bridge), aber vor Ort schien das komplizierter und teurer zu sein, als doch über die Grenze zwischen Jordanien und dem Westjordanland (King Hussein Bridge / Allenby) zu fahren. Die wollten wir an sich vermeiden, weil überall steht, dass dort besonders strenge Sicherheitsvorschriften gelten und es sich stundenlang hinziehen kann. Aber siehe da, es war mal wieder gar nicht so schlimm. Am längsten gedauert hat das Warten auf den Bus auf jordanischer Seite (man darf die Grenze nicht zu Fuß überqueren), aber auf israelischer Seite ging es. Wobei man sagen muss, dass wir hier eben auch Glück haben, weil wir nicht ins Raster der Grenzbeamten fallen. Ein palästinesischstämmiger Amerikaner, der mit uns im jordanischen Bus war, wurde nämlich sofort rausgezogen. Vorher hatte er uns erzählt, dass er das letzte Mal acht Stunden verhört wurde. Das ist dann mal astreiner Rassismus, würde ich sagen. Mit dem Minibus ging es weiter nach Jerusalem und nach insgesamt vier Taxifahrten und zwei Busfahrten und etwa acht Stunden waren wir dann in Haifa.

 

Die Unterkunft in Haifa (Port Inn) war sehr schön. Wir hatten ein hübsches Zimmer und es gab einen tollen Innenhof. Nachdem Martin noch nicht Bahai-Gärtenhundertprozentig wieder fit war, wollte ich Essen im Supermarkt einkaufen gehen, habe mich dann aber gleich beim rausgehen gewundert, warumBlick auf Haifa es so leer war auf den Straßen. Tja und was war? Mal wieder ein israelischer Feiertag, der letzte Tag von Sukkot nämlich. Und den hatte ich diesmal irgendwie nicht auf dem Schirm. Es hat mich also ein bisschen Mühe gekostet, etwas zu essen zu finden, aber zum Glück gab es ein paar arabische Supermärkte, die offen hatten. Am nächsten Morgen haben wir uns dann daran gemacht, Haifas Hauptsehenswürdigkeit zu besichtigen, die hängenden Gärten von Bahai. Die sind eine heilige Stätte und ein Pilgerziel der Bahai-Anhänger, einer in den 1850er Jahren gegründeten Religion. Es war ein wenig stressig, in die Gärten hineinzukommen. Erstmal mussten wir den Berg hinauflaufen, denn nachdem ja Feiertag war (israelische Feiertage beginnen immer am Vorabend und dauern dann bis zum Abend des nächsten Tages, so wie der Sabbat auch), fuhren fast keine Verkehrsmittel. Und Haifa ist extrem bergig, der Aufstieg in der Sonne war also anstrengend. Zum Glück waren wir rechtzeitig da, um uns der einzigen offenen englischen Tour pro Tag anzuschließen. Die Schlange war am Ende wahnsinnig lang und es gab ziemlich viele Leute, die draußen bleiben mussten. Aber wir hatten Glück und das war sehr gut, denn die Gärten waren ausnehmend hübsch.

 

Strand von HaifaDanach haben wir uns ein bisschen ausgeruht und gegen Abend bin ich dann noch mit dem einzigen aktiven Verkehrsmittel, dem neuen Ausgehmeile von Haifa mit Blick auf die Bahai-GärtenMetronit (einem Expressbus), zum Strand gefahren. Der Metronit ist super, weil man sich als Tourist nicht verfahren kann und außerdem ist er (zumindest im Moment noch, als eine Art Einführungsangebot) umsonst. Ich saß also noch ein bisschen in der Abendsonne und der Stadtstrand von Haifa ist mindestens genauso nett wie der in Tel Aviv. Überhaupt scheint Haifa eine sehr angenehme Stadt zu sein, wenn auch durch die Berglage ein wenig anstrengend zu erlaufen. Am Abend sind wir dann noch die Deutsche Kolonie erkunden gegangen, die im 19. Jahrhundert von den Templern, einer protestantischen Religionsgemeinschaft / Sekte aus Deutschland, gegründet wurde. Sie besteht aus einer Straße mit hübschen, niedrigen Häusern und schönem Blick auf die Gärten und ist heute Haifas Restaurant- und Kneipenmeile. Ja, und das war auch leider schon alles, was wir von Haifa gesehen haben, denn wir hatten ja durch unsere verzögerte Abreise aus Jordanien einen Tag weniger als geplant dort.

 

Am nächsten Morgen haben wir uns noch mit dem Zug auf nach Akko gemacht. Das liegt etwa eine halbe Stunde von Haifa entfernt und zählt seit 2002 zum Unesco-Welterbe. Wir fanden dann auch Seltsame Präsentation des alten türkischen Badsdie Stadt an sich recht hübsch, mit engen Gassen und dicken Stadtmauern, mochten allerdings die Sehenswürdigkeiten bzw. eigentlich die Präsentation der Sehenswürdigkeiten nicht besonders. Es gibt eine unterirdische Kreuzfahrerstadt, die sich im Reiseführer Akkosuperspannend anhörte, aber eine miese Ausstellung, seltsame Beleuchtung, herumliegende Kabel (was die Illusion des Entdeckens von etwas Altem ziemlich kaputt gemacht hat) und einen recht faden Audioguide hatte. Es gibt außerdem ein ehemaliges türkisches Bad, das eigentlich aus schönen Räumen besteht, in denen aber ein trashiger Film läuft und in die sie Figuren gestellt haben und künstlichen Dampf blasen. Und auch der Tempelrittertunnel hätte mir ohne Multimedia-Elemente besser gefallen. Aber gut. Nachdem wir dann noch ein wahnsinnig tolles Maracuja-Eis gegessen hatten, haben wir uns zurück auf den Weg nach Haifa gemacht, denn wir wollten ja weiter nach Jerusalem. Und nachdem Freitag war (also der Vorabend des Sabbat – wir schlittern hier von einem Feiertag zum Nächsten) fuhr schon am Nachmittag der letzte Bus.

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