Burg Shobak und die Fahrt zum Toten Meer

Von unterirdischen Geheimgängen und nächtlichem Teetrinken mit jordanischen Soldaten

 

Von Petra aus sollte es nun in Richtung Totes Meer gehen. Die Fahrt führte über den Kingˋs Highway, der aber eher eine kleinere, kurvige Straße ist, als das, was man sich unter einem „Highway“ vorstellen würde.

 

Burg ShobakEinen spontanen Zwischenstopp haben wir dann auf derBurg Shobak Burg Shobak eingelegt, der 900 Jahre alten Ruine einer Kreuzfahrerburg. Die ist ähnlich bedeutsam wie die touristisch erschlossenere Burg Kerak, aber es war viel weniger los. Es gab ein sehr modernes Besucherzentrum, in dem der Hausmeister aber einsam seine Runden gedreht hat. Hat auch nichts gekostet, wir mussten uns nur ins Gästebuch eintragen. Und die Burg war so toll! Ein großer Entdeckerspaß und Abenteuerspielplatz, nichts ist gesichert, nichts ist abgesperrt, man kann Türme hochklettern und dunkle Räume erkunden. Wir sind also in jeden Winkel der Ruine geklettert und haben dann in einer schattigen Ecke unsere mitgebrachten Falafel gegessen.

 

Das größte Abenteuer war aber, dass es einen geheimen Fluchttunnel gibt (von dessen Existenz wir nur aus dem Reiseführer wussten, vor Ort gab es keine Schilder). Mit einer Stirnlampe bewaffnet haben wir uns also daran gemacht, diesen stockdunklen Geheimweg zu erkunden. Er bestand aus 400 Geheimgang auf Burg Shobak„Stufen“, die teilweise sehr steil nach unten geführt haben.Endlich wieder am Tageslicht! Anfangs ging es noch, aber dann wurde es immer steiler, rutschiger und staubiger. Es war streckenweise ziemlich furchteinflößend und zwischendurch haben wir uns durchaus gefragt, ob wir eigentlich total verrückt sind, aber umkehren war irgendwann auch keine Option mehr. Nach so 20 Minuten haben wir endlich Licht gesehen und kamen an eine unterirdische Quelle, von der aus ein Brunnenschacht nach oben geführt hat, den man an Eisensprossen hinaufklettern konnte. Völlig verdreckt oben angekommen, haben wir in die verdutzten Gesichter zweier Touristen gekuckt und deren jordanischer Guide hat laut gelacht und uns applaudiert. Das war schon ziemlich absurd, denn man fühlt sich irgendwie die ganze Zeit, als ob man etwas Verbotenes täte, denn in Deutschland wäre so ein Weg niemals unabgesperrt gewesen, aber hier finden das die Leute ganz normal und super. Dass wir die Touristen getroffen haben, war dann ein großes Glück, weil sie uns mit ihrem Auto wieder mit zum Eingang genommen haben – sonst hätten wir den kompletten Berg zur Burg, an der unser Auto stand, wieder hochlaufen müssen. Der überaus freundliche Hausmeister (alle Jordanier sind so wahnsinnig nett, es ist kaum zu glauben) hat dann noch darauf bestanden, uns durch sein kleines Museum zu führen, bevor wir weitergefahren sind.

 

Der erste Blick aufs Tote MeerDer Weg zum Toten Meer war dann irgendwie doch länger als es auf der Karte aussah. Die Straße führte mitten durch Städte und deren Verkehrschaos und hatte viele Windungen und so waren wir erst gegen Abend in Kerak. Dort die richtige Abzweigung zu finden, war etwas schwierig, weil sämtliche Straßenschilder (Geschwindigkeitsbegrenzungen, Vorfahrtsschilder, Wegweiser, Hinweise auf Bodenwellen) mit Wahlplakaten überklebt waren. Endlich waren wir dann auf der richtigen Straße, die sich ziemlich steil und kurvig nach unten Felsen in der Abendsonnegewunden hat und als wir dann am Dead Sea Highway waren, war es endgültig dunkel, was die Suche nach dem Mujib Nature Reserve etwas erschwert hat. Endlich haben wir ein kleines Schild entdeckt, auf dem „Wadi Mujib reserved“ stand. Wir sind davon ausgegangen, dass es sich bei „reserved“ um einen Schreibfehler handelte (Sachen sind hier oft falsch geschrieben bzw. uneinheitlich aus dem Arabischen übertragen) und sind die extrem steile und vollkommen unbeleuchtete Straße nach oben gefahren. Nach einigen Kurven wurde es noch steiler und wäre wohl eigentlich nur noch für Geländewagen geeignet gewesen. Nachdem die „Straße“ aber nun genauso breit wie unser Auto war und die Umgebung daneben Die falsche Abweigung bei Tageslicht am naechsten Tagfelsig, war Wenden unmöglich. Wir mussten also immer weiterfahren, bis endlich ein Platz kam und wir ein beleuchtetes Gebäude gesehen haben. Da kam uns dann gleich ein Mann in Armeehose und weißem Unterhemd entgegen und hat uns in sehr gebrochenem Englisch erklärt, dass wir vielleicht doch nicht ganz richtig sind (was wir uns zu diesem Zeitpunkt dann auch schon fast gedacht hatten). Wie hier so üblich, hat er uns aber erstmal zum Tee eingeladen, den wir dann mit ihm und noch drei anderen Soldaten, die gar kein Englisch konnten, getrunken haben. Dass sie das Ganze unfassbar lustig fanden, war aber durchaus erkennbar und so wurden immer abwechselnd sie und wir von Lachkrämpfen geschüttelt. Neben unserem Teeplatz stand noch ein Jeep mit Maschinengewehr auf dem Dach – kurz, es war eine der absurdesten Situationen, in denen ich je war. Nicht so lustig war dann der Weg wieder nach unten, auf dem ich eine Heidenangst hatte, dass wir von dieser Ministraße abkommen und irgendwo im Nirgendwo liegenbleiben würden. Die Soldaten sind aber dann sogar auch runtergefahren (nur viel schneller als wir) und haben bei dem tatsächlichen „Mujib Nature Reserve“, das etwa 5 Kilometer später ausgeschildert war, auf uns gewartet und gekuckt, ob wir heil angekommen sind. Ich sag ja, alle sind wahnsinnig freundlich hier.

 

Bei unseren Bungalows am Toten Meer angekommen, sind wir nur noch vollkommen erledigt ins Bett gefallen. Ich hatte Rückenweh vom Kamelreiten am Tag zuvor im Wadi Rum, Schmerzen im Knie vom Abstieg in Petra und überall Staub aus der Burg Shobak. Was ein Tag!

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