Buenos Aires

Von der Vielfalt der Hauptstadt

 

Das Flugzeug hat uns dann gut und natürlich sehr sehr schnell von Iguazú nach Buenos Aires gebracht und dort der Bus in das über AirBnB gebuchte Apartment. Dort gab es eine sehr nette Vermieterin und ein Heft mit sehr sehr nützlichen Informationen (zum Bussystem, Geldtauschen, empfehlenswerten Läden und Restaurants und und und) und das Loft lag gut und war auch hübsch eingerichtet und es gab alles, was man gebraucht hätte, allerdings war es sehr dunkel (was ich ja überhaupt nicht leiden kann, wie für den regelmäßigen Leser ja schon an einigen Stellen durchgeschienen sein mag) und es gab auch keinen Außenbereich. Und das bei drei Tagen strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel in Buenos Aires. Zum Schlafen war es also ok, aber als Rückzugsort für Pausen tagsüber war es leider gar nicht geeignet, was sehr schade war. Dafür mochten es wegen der Dunkelheit die Mücken, was aber für uns auch nicht gerade ideal war (ich habe sonst keine einzige Mücke in Buenos Aires gesehen, nur bei uns im Apartment waren ganz viele).

 

Dementsprechend waren wir eigentlich pausenlos unterwegs (wären wir vermutlich aber auch beim allertollsten Apartment gewesen). Dass wir nun das Cementerio de RecoletaBussystem verstanden hatten und uns die Vermieterin eine aufladbare SUBE-Karte gegeben hatte, hat uns die Fortbewegung in der Stadt sehr erleichtert. Hat man diese SUBE-Karte nämlich nicht, sind die Fahrten doppelt so teuer – was nicht das Problem wäre, weil das immer noch billig ist – und vor allem muss man sie dann mit Münzgeld bezahlen. Und das ist das eigentliche Problem, denn Münzen bekommt man in einem Land, das sogar 2-Peso-Scheine hat, äußerst selten. Flor MetálicaWir sind also mit dem Bus nach Recoleta gefahren, da gibt es mit dem Cementerio de Recoleta nämlich eine der berühmtesten Touristenattraktionen des Landes. Auf diesem Friedhof liegt das Who is Who der argentinischen Gesellschaft begraben, unter anderem natürlich Evita Perón, vor deren Gruft es ziemlich zuging. Ganz davon abgesehen, ist der Friedhof sehr pittoresk und fotogen. In einige Gruften kann man hineinsehen und teilweise sogar Knochen sehen, was ich ja ein bisschen gruslig fand. Martin hat munter versucht, alle Türen zu öffnen und einmal sogar eine Grabplatte verschoben, woraufhin wir schnell geflüchtet sind. Ansonsten gab es in Recoleta noch einen Flohmarkt mit schöner Stimmung und überteuerten (und noch nicht einmal guten) Empanadas. Es hätte auch noch das berühmteste Kunstmuseum des Landes gegeben, aber irgendwie hatten wir auf Museum keine Lust. Stattdessen saßen wir dann vor der rechtswissenschaftlichen Fakultät, einem sehr hübschen Säulengebäude, und haben darauf gewartet, dass die Flor Metálica, ein Kunstwerk von 2002, sich (wie vom Reiseführer behauptet) bei Sonnenuntergang schließen würde. Sie hat sich aber keinen Millimeter bewegt, schließt sich also entweder gar nicht oder wannanders.

 

Am nächsten Tag wollten wir einen Tagesflug nach Tigre machen, um dort im Delta des Paraná mit dem Boot zu fahren. Der Tag begann gut, denn zuerst fuhr Am Paranáman mit einem lustigen Vorstadtzug durch die äußeren Blick auf Buenos AiresBezirke von Buenos Aires, was interessant war. Schon der Tren de la Costa, der uns dann aber nach Tigre selbst gebracht hat, war ziemlich voll, und in Tigre selbst hat uns dann halb der Schlag getroffen, so viele Menschen waren unterwegs. Der Aufenthalt selbst war dann auch ziemlich furchtbar. Erst haben wir uns mit Tausenden von Menschen durch einen Markt geschoben, dann ewig etwas zu Essen gesucht, dann ewig auf Essen gewartet, dann ewig auf die Rechnung gewartet und schließlich erfahren, dass für die Bootstour, die wir machen wollten, erst zweieinhalb Stunden später wieder Platz gewesen wäre. Daraufhin sind wir reichlich entnervt wieder zurück zum Zug. Das einzig positive an Tigre war, dass wir dort hübsche Mate-Gefäße erstanden haben. Gelernt haben wir, dass man an einem Feiertag (Karfreitag) nicht irgendwohin fahren sollte, wo die Porteños auch gerne ihre Freizeit verbringen. Immerhin haben wir dann den Tag noch zu einem ganz guten Abschluss gebracht, indem wir drei Stationen vor Endstation aus dem Tren de la Costa ausgestiegen sind und uns noch am Ufer des Paraná in die Sonne gelegt haben. Da waren auch viele Menschen, aber die Stimmung war sehr schön und in der Ferne konnte man auf Buenos Aires schauen. Abends haben wir dann einen der Restaurant-Tipps der Vermieterin befolgt und waren im Café Rivas in San Telmo fein essen. Das war sehr schön und es gab gutes Essen und Live-Klaviermusik.

 

Ja, und dann kam schon unser letzter Urlaubstag. An dem sind wir zuerst noch einmal durch San Telmos Antiquitätenläden gebummelt und die Avenida de PalermoMayo entlang zum Kongress gelaufen. Buenos Aires war übrigens (im Gegensatz zu Tigre) über die Osterfeiertage extrem leer. Man konnte mehrspurige Straßen ohne Ampel überqueren, das gibt es sonst wohl auch nie. Mit dem Bus sind wir dann durch sehr unterschiedliche Stadtviertel nach Palermo gefahren. Es scheint ein Kennzeichen von Buenos Aires zu sein, Carnedass die Stadtviertel wirklich wahnsinnig unterschiedlich sind. Das ist faszinierend, weil man nur ein paar Straßenzüge läuft oder fährt und auf einmal sieht alles anders aus und die Stimmung ist auch ganz verschieden. In Palermo waren wir im Botanischen Garten und dann eisessend und in der Sonne liegend im Parque 3 Febrero. Durch Palermo Chico, ein sehr schickes Hochhausviertel mit Portier / Wächter in jedem Haus, sind wir dann durch Palermo Viejo bzw. Palermo Soho geschlendert. Da sind die Häuser dann meistens niedrig und es gibt unzählige Bars und Boutiquen und ein sehr konsum- und feierfreudiges Publikum. Es war dann schon dunkel und die Stimmung war wie in Berlin-Neukölln im Sommer, nur nicht so trashig, sondern viel fancier und schicker. Auch hier sind wir einem Restaurant-Tipp gefolgt und waren im Social Paraíso. Erst dachte ich, dass sie uns so wie wir aussehen – Martin in kurzer Hose, ich in Wandersandalen (die zwar für Wandersandalen ziemlich hübsch sind, aber halt dennoch Wandersandalen) – bestimmt keinen Tisch geben, aber sie waren ausnehmend höflich und haben uns unser desolates Aussehen nicht spüren lassen. Da gab es dann nochmal sehr gutes Essen (ein tolles Risotto für mich und ein großes Steak für Martin) und guten Wein und so hatten wir einen schönen letzten Abend.

 

Antiquitäten in San TelmoAm Ostersonntag sind wir noch eine Dreiviertelstunde über Verschneite Alpenden Flohmarkt von San Telmo gebummelt. Der findet jeden Sonntag statt und ist berühmt. Er geht auch über mehrere Straßenzüge und war ganz spannend, weil nicht (nur) der übliche Ramsch verkauft wurde, sondern auch Antiquitäten und viele selbstgemachte Sachen. Wir hatten allerdings kein Geld mehr und auch kaum Zeit, weil uns um 11 Uhr ein Remis zum Flughafen gebracht hat. Der Heimflug war nicht so super, weil ich trotz umsonst erschmuggelter „Priority Seats“ (das Buchungsprogramm von Alitalia ist zeimlicher Schrott und lässt sich überlisten), bei denen man ein bisschen mehr Fußraum hatte, kaum geschlafen habe. Alitalia hat es für eine gute Idee gehalten, mitten in der Nacht (na gut, es war nur nach Ankunftszeit mitten in der Nacht, aber dennoch) noch ein völlig überflüßiges Abendessen zu servieren und damit das schlafende Flugzeug aus der Ruhe zu reißen. Aber immerhin durften wir ja dann von Rom aus direkt nach Hause und der Flug über die tief verschneiten Alpen war sehr schön.

 

Vielleicht noch ein kurzes Fazit zu Argentinien: Das Land hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Natur ist absolut beeindruckend und so eine Vielfalt unterschiedlicher Landschaften hatte ich wohl noch in keinem Urlaub vorher. Argentinien ist sehr westlich / europäisch, was gleichzeitig ein Vorteil (sehr sicher, keine Krankheitsgefahr, alles einfach zu organisieren, alles bequem) wie auch manchmal ein Nachteil (alles sehr teuer, an einigen Orten zu durchorganisiert und massentouristisch, Vorausbuchungen notwendig, mir persönlich ein bisschen zu wenig abenteuerlich) ist. Anders als vorher gedacht, waren die großen Entfernungen überhaupt kein Problem. Erst war ich mir nicht sicher, ob unser Programm nicht ein bisschen zu tough wäre, aber durch das Reisen bei Nacht und die sehr bequemen Busse, war das Unterwegssein kaum spürbar. Insgesamt waren alle Orte, an denen wir waren, sehr sehenswert. Mein persönliches Highlight waren die drei Tage mit dem Mietauto um Salta. Da war die Landschaft einfach gigantisch. Vielleicht mal irgendwann nochmal nach Nordargentinien oder Bolivien also.

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