Shkodra

Von osmanischen Steinen und faulen Glamping-Tagen am schönen See

Nach zweieinhalb langen Jahren das erste Mal wieder eine richtige Reise! Balkanschnuppern in Albanien – ich war voller Vorfreude. Flugzeuge beobachtenDen ganzen Dienstag haben wir mit Kofferpacken verbracht und am Mittwoch war dann frühes Aufstehen angesagt – um halb 7 Uhr morgens ging es los in Richtung Flughafen. Anscheinend hat sich die Lage am Flughafen in München nach all dem Ferienbeginn-Chaos jetzt entspannt, jedenfalls ging alles ganz problemlos. Den Flugzeugen beim Starten und Landen zuzusehen war für die Kinder sehr aufregend, vor allem für Sophie, die ja das erste Mal bewusst an einem Flughafen war. Mit Kindern durften wir als allererste einchecken, was uns ein paar Minuten völlig allein im Flugzeug eingebracht hat. Allein im FlugzeugDann wurde es aber schnell voll und es ging in eineinhalb Stunden nach Tirana. Das große Kind ließ sich mit dem Tablet ruhigstellen, das kleine war sehr aufgeregt und ein bisschen überdreht, hat es aber insgesamt auch gut gemacht. Erst in Tirana am Flughafen wurde es dann ein bisschen chaotisch, denn das Ausleihen des Mietwagens dauerte ewig. Und dann noch ein bisschen ewiger, weil wir diesmal ausnahmsweise mal keine Kindersitze mitgenommen, sondern gemietet hatten. Und das dann gleich mal kurz bereut haben, als dann nur der Sitz für Jonathan da war (und auch da nicht ganz das eigentlich reservierte Modell), der für Sophie aber nicht. Den haben sie dann erst noch kaufen und wir ihn dann fluchend in der Hitze einbauen müssen. Diese knapp eineinhalb Stunden am Flughafen mit gelangweilten Kindern und bei 35 Grad waren etwas unangenehm. Aber immerhin ist Sophie nun mit einem brandneuen Sitz unterwegs.

In knapp zwei Stunden ging es dann durch den nachmittäglichen Hauptstadtverkehr Richtung Norden nach Shkodra. Da haben wir Unsere Unterkunftuns die ersten vier Nächte im Lake Shkodra Resort eine Holzhütte gemietet – direkt am Shkodrasee. Und da ist es wirklich ganz wunderbar. Die Hütte ist nett und gemütlich (bis auf die Matratze des Doppelbetts, die ist eher mistig) und die ganze Anlage ist sehr gepflegt und liebevoll eingerichtet. In dem Bereich, in dem die Hütten und Baumhäuser und Glamping-Zelte stehen ist es ganz ruhig und es gibt sehr viel Platz. Auf dem Weg zum See im Glamping-BereichWir sind also erstmal in den See gehüpft und dann gleich Essen gegangen. Im Restaurant des Resorts gibt es eine gute Auswahl an leckerem Essen, man sitzt draußen mit Blick auf dem See und mit den Füßen im Sand und für die Kinder gibt es einen Spielplatz direkt daneben. (Und für Jonathan viele andere fußballbegeisterte Kinder, darunter auch ziemlich viele deutschsprechende.) Und der Nähe zu Italien sei Dank gibt es auch tollen Aperol Spritz. Und das alles zu Preisen, die gut und gerne nur halb bis höchstens zwei Drittel so hoch ausfallen wie daheim. Für ein Abendessen mit Getränken und Vor- und Hauptspeise zahlen wir hier so zwischen 30 und 40 Euro. Es ist uns also sehr leicht gefallen, umgehend in den Entspannungsmodus zu schalten und auch die Kinder sind ganz happy hier.

Am SeestrandDen ersten vollen Tag, der sehr warm und sonnig war, haben wir erstmal komplett am Strand verbracht. Es gibt Liegen direkt am See, die man einfach benutzen kann. Ein Steg führt in den See hinaus, in den es total flach rein geht undScheinfriedlicher Moment beim Tretbootfahren der angenehm warm ist. Wir waren also bestimmt fünfmal im Wasser den Tag über und sind dann gegen Abend noch eine Runde Tretboot gefahren. Wobei es da nur eher kurz so friedlich zuging wie es auf dem Foto wirkt – die meiste Zeit hat irgendein Kind wegen irgendwas gekreischt – sie wollten treten, sie wollten jetzt sofort nicht mehr treten, sie wollten beide gleichzeitig lenken, das Boot schaukelte zu stark, sie wollten jetzt sofort wieder an Land. Aber zumindest zeitweise hatten sich dann alle wieder beruhigt und wir konnten den Blick auf die umliegenden Berge genießen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Auch am nächsten Tag wurde den Großteil des Tages entspannt und gebadet – erst gegen 16 Uhr sind wir aufgebrochen, um zur Ura e Ura e MesitMesit zu fahren, einer osmanischen Steinbogenbrücke aus dem 18. Jahrhundert, die etwa 25 Minuten von unserem Resort entfernt liegt. Der Fluss, der normalerweise unter der Brücke durchfließt, ist im August leider ausgetrocknet. Ich fand es aber trotzdem eine sehr schöne Fußgängerzone in ShkodraBrücke vor beeindruckendem Panorama. Die Kinder fanden die Brücke auch spannend und haben sich vor allem über eine vorbeilaufenden Schafherde sehr gefreut. Danach ging es dann noch weiter nach Shkodra selbst, wo wir ein bisschen durch die Innenstadt gebummelt sind – dank zugezogenem Himmel war es da dann auch nicht mehr so heiß. Einige Straßenzüge sind Fußgängerzone und man kann da ganz nett herumlaufen. Viel Leben und viel Musik und viele Restaurants gibt es da – Sophie war ganz begeistert von der Musik und ist tanzend durch die Straßen gehüpft. Wir waren Pizza essen und sind dann noch durch die dunkel werdende Stadt und ihre hell erleuchteten Kirchen und Moscheen gelaufen. Bis auf das nervenaufreibende Herausmanövrieren aus dem vollgestopften bewachten Parkplatz, auf dem wir das Auto abgestellt hatten, war es ein sehr netter Abend in Shkodra.

Und am letzten Tag, an dem es ein bisschen kühler war – nur 29 Grad – sind wir dann noch zur Hauptsehenswürdigkeit Shkodras gefahren – zur Burg Rozafa. Beziehungsweise zur Burgruine Rozafa, wie Burg RozafaJonathan nicht müde wurde, mich zu korrigieren. Die Anfahrt durch den samstäglichen Stadtverkehr zog sich ein bisschen. Und nach dem gestrigen Parkerlebnis hatten wir auch keine rechte Lust den als eng beschriebenen Zufahrtsweg hochzufahren. Man konnte aber unten entlang der Straße problemlos parken und dann in zehn Minuten hochlaufen – das hat sogar unsere eher lauffaule Sophie geschafft. Und Jonathan trotz Bienenstich am Fuß. Oben fanden es dann alle sehr abenteuerlich. Es ist eine wirklich große osmanische Burganlage (mit Wurzeln zurück bis ins 4. Jhd. n. Chr. zu den Illyrern), in der man auf diverse Türme klettern und in einige dunkle Kammern steigen kann. Abendessen am SeeUnd der Blick in alle Richtungen ist auch richtig toll. Das war also ein sehr netter Ausflug und nach einem Supermarktstop ging es zurück zum Campingplatz. Direkt neben dem Supermarkt lag übrigens eine große Hüttensiedlung – laut Reiseführer eine Roma-Siedlung. Und da sieht man dann durchaus anschaulich, dass zumindest Teile der Bevölkerung des Landes durchaus in großer Armut leben – die Siedlung sah nicht viel anders aus als die Slums in Indien. Da fühlt es sich dann schon einen Moment lang seltsam an, zurück in sein Urlaubsresort zu fahren. Nichtsdestotrotz hatten wir dann aber noch einen sehr schönen Nachmittag am See und es wurde nochmal ausführlich gebadet und ein letztes Mal in dem schönen Restaurant waren wir natürlich auch. Morgen früh packen wir uns dann zusammen und machen uns über den Koman-Stausee auf den Weg ins Valbona-Tal.

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